All posts tagged: Corona

Die Wut, die bleibt oder Coronas lange Schatten

Lange habe ich mich nicht an ein „Coronabuch“ herangewagt. Zu nah dran am eigenen Leben, zu unlustig. Und wie so viele wollte auch ich mich zu Beginn der Coronapandemie in der Hoffnung wiegen, dass schon bald alles (wieder) gut wird. Und irgendwie kam dieser Punkt in den ersten eineinhalb Jahren so richtig nie: zunächst die ungreifbare Krankheit selbst, dann die Maßnahmen und schließlich all die Konflikte, die mit den Maßnahmen einhergingen, inklusive der psycho-sozialen Folgeerscheinungen, ganz zu schweigen von der selbstverständlichen Mehrfachbelastung von Familien und insbesondere der Frauen in den Familien. Der soziale Kitt wurde zum sozialen Druck und zur Überforderungsfalle für Frauen. Und genau hier setzt der Roman „Die Wut, die bleibt“ der 1983 in Hallein bei Salzburg geborenen Autorin Mareike Fallwickl an. Sie bringt es nüchtern auf den Punkt, wenn sie folgendes Gedankenexperiment schriftstellerisch umsetzt: was, wenn eine Frau und Mutter sich dieser Zumutung nicht mehr stellen will oder kann und einfach ernst macht? Wenn die dreifache Mutter Helene – so heißt sie im Roman – eines Tages unangekündigt vom gemeinsamen Abendessen aufsteht, …

Irgendwie auf „Stand-By“

Ist das einfach bloß die Winterzeit, die aktuell in Wien zwischen ungemütlichen Sturmböen und graublauem Himmeleinerlei hin- und herpendelt? Oder liegt es an diesem unfassbar aktiven Virus, das trotz aller „Schleich di“-Ansagen es so ganz und gar nicht eilig hat uns zu verlassen? Jedenfalls fühle ich mich wie in den Stand-by-Modus versetzt. Das zeigt sich besonders in meiner aktiven Unentschiedenheit. Ja, richtig gehört. Ich habe hunderttausend Ideen und setze auch manche davon um, aber noch viel mehr fristen ein jämmerliches Dasein im Wartemodus, weil die Kraft fehlt oder die Lust oder der Mut. Irgendwann dann. Sonnenwärme du fehlst. Und richtig fette Partys mit Massen an Menschen, sogar ihr auch. Die wartende Gesellschaft Alle sind zur Zeit beschäftigt mit Warten. Auf eine Infektion oder auf das Testergebnis. Oder auf die Absage der Veranstaltung. Und falls sie doch stattfindet, dann traut man sich erst recht nicht hin. Oder ist blockiert. Weil so viele Vorgaben und nicht mal ein Prosecco in der Pause warten. Und den QR-Code sollte man sich am besten tätowieren lassen, jedenfalls in Wien. Selbst …

Kinder rennen fröhlich hinter Seifenblasen her

Ich bin grantig, aber so was von

Ich bin grantig, weil mich dieser Lockdown anpisst. Nicht, dass mir die vorherigen je gefallen hätten, aber dieser pisst mich besonders an. Erstens, weil Winter, zweitens, weil geimpft, drittens, weil die Wiederholung von etwas Schlechtem bei der Wiederholung eben nicht besser, sondern maximal noch schlechter wird. Das muss jetzt raus. Dem muss ich Luft verschaffen. Und ich pfeif drauf, dass ich weiß, dass wir noch in einer halbwegs privilegierten Position sind. Weil warme Wohnung und Einkommen und gesund. Und ich bin wütend, weil schon wieder die Familien und insbesondere die Familienfrauen bekackeiert sind. Weil jetzt sollen wir lieb schönen Advent gestalten und trautes Heim für die Kinderlein und derweil gibt es nur ein Hotspot-Elternthema zur Zeit, nämlich die Impfung der Kinder. Wow. Das grätscht aber sowas von in den Advent rein. Sollen wir bitte die Impfung noch vor Weihnachten reinlegen oder erst auf danach verschieben? Die Frage Nummer 1. Solidarität statt Impfflicht Echt jetzt? Jetzt sollen die Kleinen geimpft werden, weil es die Großen nicht auf die Reihe gekriegt haben. Boah eh. Das ist echt …

Lockdownduft liegt in der Luft

Wenn wieder das Wort „Lockdown“ über unseren Köpfen schwirrt und das Herz längst erfasst hat, was die Zeitung erst Eckerl um Eckerl ausspuckt, dann leuchten bei mir die inneren Signallampen. Tatütata, tatütata. Und nicht nur bei mir, wenn ich in die nervösen Gesichter um mich herum blicke. Diese offenkundige Mischung aus Panik und Habacht-Haltung. Nach außen bin ich selbstverständlich ganz ruhig-kontrolliert, total gechillt. Pokerface eben. Schon allein der Kinder wegen. Am liebsten würde ich natürlich schreiend davon laufen, den nächsten Charterflug nach – wohin denn bitte?, überall Corona! – buchen und erst wieder kommen, wenn sich die Sachlage beruhigt hat. Geht natürlich nicht. Also kommt wieder mal Plan B zum Zug: das Beste draus machen. Feuer, Wein und Brot: Archaisch geht es zu Die Bierration ist aufgefüllt. Das mit dem Klopapiervorrat habe ich ehrlich noch nie verstanden. Jahreszeitenbedingt habe ich noch günstigen Rotwein und Zimtstangen geplündert. Weil vermutlich werden wir auch heuer wieder Punschstand im Garten mimen. Gott bin ich froh um unsere Feuerschale. Habe ich die schon erwähnt? Da kann man ins lodernde Feuer …

Klimastreik ist Fixtermin

Kommt es nur mir so vor oder ist es so? Die Zeiten werden irgendwie politischer. Es wird wieder mehr um Themen gestritten und diskutiert, den Menschen sind die klimatischen Veränderungen, seit sie diese am eigenen Leibe spüren, auch nicht mehr so wirklich egal. Und Covid lässt auch keine*n kalt. Junge Leute und steigendes Politbewusstsein Sogar junge Leute informieren sich im Detail über Impfungen und entscheiden sich für diese, selbst wenn ihre Eltern das anders sehen. Also mich hättest du mit 17 sowieso alles impfen können, insbesondere mein politleeres Gehirn, ganz ehrlich. Maximal der angesagte Typ aus der Klasse über mir hätte mich noch aus irgendeiner Politlethargie rausholen können. Aber ich musste ja auch nicht. Für die faden Verantwortungsdinge waren die Erwachsenen da und für uns Jungen die Partys, die Schule und das Vereinshaus. Naja, die Spaß-Dinge für Jugendliche gingen letztes Jahr und auch das Jahr davor ja ziemlich flöten… Politische Einsatzgebiete noch und nöcher So und jetzt komme ich in den Gewissenskonflikt. Unterstütze ich die Aktionen gegen die Bildungsbeschneidungen der Stadt Wien aktiver noch als …

Sommer mit Schulkind: Drei No Go’s

Die Temperaturen passen. Die Stimmung auch: „Mama, ich mag nicht mehr in die Schule, wann sind eeendlich Ferien?“ Und für Sommerunterhaltung ist auch schon gesorgt. Omabesuch in Vorarlberg, Campingurlaub in den Bergen und ein steirisches Wildniscamp lassen das Kinderherz unseres Erstklässlers höher schlagen. Nur die Frau Mama will nicht zur Ruhe kommen. Drei Dinge gehen ihr gehörig auf den Keks: Gurgeltests in Sommercamps, Sommerschulen zur Leistungsnachholung und 9 (echt, immer noch??) lange Ferienwochen. Gurgeltests in Sommercamps Unser Schulkind ist jetzt schon der Meistgeteste in unserem Haushalt – dreimal die Woche(!) -, obwohl er zeitgleich der am wenigsten Gefährdete ist. Das wiederholen Public Health Leute in der Dauerschleife: Es handelt sich bei Kindern um eine nicht primär gefährdete Zielgruppe, die Durchimpfungsrate bei den Erwachsenen ist zudem bereits hoch und die aktuelle Inzidenz lässt sich by the way sehen (und gilt in ihrer Aussagekraft und Wirksamkeit übrigens für alle, auch für Kinder, selbst wenn sie nicht zu den wirtschaftskräftigen Konjunkturbescher*innen zählen). Lasst uns gemeinsam an einer Lobby der Kinder arbeiten. Ihre Lobby ist nur echt besch… Und …

Menschen in Vogelperspektive

Mehr Massentests für alle

Diese Woche waren wir bei der Covid-Massentestung in der Stadthalle Wien. Also nicht alle von unserer Familie, sondern mein Mann und ich. Und auch nicht gemeinsam, sondern hintereinander. Er am Abend. Ich in der Früh. Wegen der Kinder. Eh klar. Covid-Massentestung klingt nicht sehr prickelnd, war es zu unser aller Überraschung jedoch sehr! Volle Punktezahl. Uneingeschränkte Empfehlung meinerseits. Immer wieder, immer wieder, immer wieder Massentest Während die Testverweigerer*innen weiterhin aktiv für eine Nicht-Teilnahme mobilisieren, da sie die weihnachtliche Umarmung mit der Oma durch einen Positivbefund gefährdet sehen und die Pro-Testler*innen im Gegenzug dazu übergegangen sind, wie wild in den Social Medias gegen die Zuhausegebliebenen zu bashen, zitiere ich an dieser Stelle gerne eine Freundin nach ihrer ersten Massentesterfahrung: „Es war – ich trau es mich fast nicht sagen – genial. Super organisiert von A bis Z, alle freundlich, selbst beim vermutlich 1000sten Staberl noch ein Lächeln im Gesicht. Von mir aus könnte ruhig noch mehr getestet werden. Ich geh sicher wieder hin.“ Und das ist jetzt nicht ironisch gemeint. Bumsti. So öffentlichkeitsverhungert sind wir also …

Homeschooling für Anfänger

Was für ein Glück, dass ich nicht am ersten Tag des neuerlichen Voll-Lockdowns etwas zu Homeschooling geschrieben habe. Ich hätte mich vermutlich in Ergüssen, ob der Motivation meines Schülers ergeben, hätte geschrieben, wie cool und lässig ich nebenbei die Kantinenchefin gegeben habe und wie schön friedlich und feierlich doch alles war. Nun schaut die Sache schon ganz anders aus. Hilfslehrerin und Kantinenchefin Geht es euch auch so? Tag 3 des zweiten Voll-Lockdowns fühlte sich nämlich bereits an wie Woche 3 des ersten Lockdowns im Frühjahr. Uaaah! Übrigens es ist nicht so, dass unseren Schüler die Motivation inzwischen verlassen hätte. Im Gegenteil. Er will mehr und vor allem Dinge, die ich ihm nicht bieten kann: „Mama, warum kann der Papa kein Kind sein?“ Und dann die Rollenkonfusion meinerseits: Mama, Hilfslehrerin – immerhin Betreuungsschlüssel 1:1 Megaluxus, Spielpartnerin für die Jüngere, weiterhin Kantinenchefin, wurde noch nicht abgewählt (große Ehre) und ja, die Bezahlung ist in all diesen Rollen weiterhin mies. Im Grunde eine Katastrophe. Da hilft nur eins: Galgenhumor. Dachte ich nicht wirklich, aber wohl mein Unterbewusstsein. Denn …

Alltag und Ausnahmesituation

Anlässlich des ersten Corona-Lockdowns im Frühjahr war viel von „Alltag und Ausnahmesituation“ die Rede. Dieser Zusammenhang hat sich mir bis heute, mitten in Lockdown Numero 2, nicht erschlossen. Klar, für gewöhnlich gehen wir nicht mit Nasen-Mund-Schutz einkaufen und klar, normalerweise bellen wir unsere Kinder auch nicht zurück, wenn sie mit einer betagten Dame Kontakt aufnehmen. Nein, in Wahrheit unterstützen wir das sogar. Aber mal ganz ehrlich, wer Kleinkinder zuhause hat, weiß doch, dass jeder Tag ein Ausnahmetag ist und dass jede Situation, allerspätestens wenn das eine Kind dem anderen eine Schere vor die Nase hält, zu einer echten Ausnahmesituation werden kann. Kinder und Schreibtisch So kürzlich erst erlebt. Ich war für die Kinderaufsicht zuständig und wollte mir nur ein paar Notizen machen. Ich saß gerade mal 10 Minuten am Schreibtisch, eh schon gewaltig lang, verdächtig lang, startete das Geschrei. Denn Putzen neben den Kindern geht ja, Essenmachen auch (wenn nicht zu spät und nicht zu lang), aber Lesen oder Schreiben no way. Man muss „wuseln“, das ist der einzige Daseinszustand der kinderkonform zu sein scheint. …