All posts filed under: Kinderbücher

Fremd? Anders? Kinderbücher zu Toleranz

Zu Toleranz kann man viel schreiben, es geht meist um Andersheit und die Akzeptanz dieser. Es geht um echte Begegnung und um ganz viel Lernprozess auf allen Seiten. Dass eben wer ein anderes Aussehen hat als man selbst oder wer eine andere Sprache spricht und und und. Ganz schön aufregend. Das Leben ist nicht Schwarz-Weiß, sondern bunt. Diese Buntheit aufzugreifen und umzusetzen gelingt diesen Kinderbüchern besonders gut. Wolkenknopf von Anna Marshall Liah wohnt seit kurzem mit ihrer Mutter in einer Großstadt in einem für sie fremden Land. Ihre Mutter hat eine Arbeit als Näherin angenommen. Liah vermisst ihr altes Zuhause und vor allem die Großeltern, den Garten und ihre beiden Katzen. Die komische Sprache, die hier alle sprechen, erfährt sie als zurückweisend, bis sie eines Tages ein Mädchen am Spielplatz ihrer Wohnanlage kennen lernt … Wie Anna Marshall, Illustratorin und selbsternannte Geschichtenerzählerin, die Bilder von alter und neuer Umgebung verschwimmen lässt, finde ich besonders gelungen. Ständig sind die Erinnerungen mit dabei. Der Blick durch einen Wolkenknopf, ein Geschenk einer Mitarbeiterin von der Arbeitsstelle ihrer Mutter, …

Hinter den Kulissen einer Buchhandlung. Mein Kurzzeit-Praktikum

Vorne im Verkaufsraum einer Buchhandlung stand ich schon oft. Bestaunte Buchrücken um Buchrücken und musste mein Geldbörserl fest an mich gedrückt halten. Denn was anderen mit Kleidung oder Sportartikeln passiert, geschieht mir in einer Regemäßigkeit mit Büchern. Ich werde unvernünftig. Ich kaufe mehr ein, als ich brauche und was das Allerschlimmste ist: ich bereue es nie! „Darf ich hier ein freiwilliges Praktikum machen?“ Mit dieser Frage stand ich eines schönen Tages im April in der „Lainzer Grätzlbuchhandlung“ im 13. Bezirk vor Helena Prinz, der Inhaberin. Das kleine und feine Buchgeschäft ist bereits in dritter Generation in Frauenhand und bis obenauf und manchmal darüber hinaus mit Büchern und ausgewählten Papeteriewaren versehen. Neu erschienene Romane und Erzählungen, Bildbände zu Triest und Sachbücher sind hier zu finden. Und immer noch gibt es eine verborgene Schublade in dem einräumigen Geschäftslokal zu entdecken, aus der Anlasskarten oder Mitmachbücher für Kinder hervorgezaubert werden. Eine Buchhandlung eröffnen? Wie realistisch ist es, statt nur Bücher zu lesen und über diese zu schreiben, sie auch zu verkaufen? Geht das ohne Buchhandelslehre? Wie kann die …

Die unglaubliche Geschichte von der Riesenbirne

Dieses Buch von Jakob Martin Strid hat alles, was es für ein Kinderbuch mit Kultfaktor braucht. Eine genial-fantastische Geschichte im Comic-Style, bunte wimmelige Bilder und jede Menge kindliches Abenteuer. Der Plot Die liebenswürdigen Protagonisten, der Kater Mika und der Elefant Sebastian, leben glücklich ein unaufgeregtes Leben in dem Küstenstädtchen „Glückshafen“. Bis eines Tages ihr geliebter Bürgermeister H.B., wie er von den Glückshafenbewohnern genannt wird, verschwindet und der zornige machthungrige Vizebürgermeister Knorzig die Geschäfte übernimmt. Doch dank einer eintrudelnden Flaschenpost gibt es Hinweise und Hoffnung, dass der geliebte Bürgermeister noch am Leben ist. Vorbei an schrecklichen Piraten und durch nebelschwarze Meere suchen Mika und Sebastian mithilfe von Professor Glykose die Geheimnisvolle Insel. Das dänische Glücklichmachbuch Das Buch des dänischen Autors und Illustrators Jakob Martin Strid strotzt vor Witz und einer Vorstellungskraft in Worten und Bildern, die direkt der Kinderfantasie zu entstammen scheint. Da können Birnen schwimmen und lassen Piraten mit sich verhandeln, Batterien gegen Melonen zu tauschen. Dabei wird ein Bild von Zusammenhalt, vom Glück der kleinen Dinge und einem positiven Wissenschaftsverständnis gezeichnet, das im Gegensatz …

Drei übereinander gelegte Kinderbücher

Unsere liebsten Musikbücher

Mit Herbst sind wir wieder voll in die Welt der Musik eingetaucht. Und das, obwohl wir beileibe kein klassischer Musiker*innenhaushalt sind. Ich selbst habe mehr schlecht als recht in der Musikschule Klavier gelernt, gut das mit dem Saxofon in der Schulmusikgruppe und im Blasmusikverein meiner Heimat- und Geburtsstadt war dann schon sehr fein. Zusammen musizieren eben. Mein Mann wiederum ist ein „Selfmade Musicman“. Autodidakt nennt sich das auch, wenn man sich selbst Noten und ein paar Gitarrengriffe beibringt. Dafür gebührt ihm ein gewisser Respekt. Musikpädagoge ist aber auch er keiner. Und nun tauchen diese Kinderbücher auf und wir sind entzückt-verzückt. Wie sich hier Musikliebhaber*innen verewigt haben, wie sie die Lust am Musizieren weitergeben wollen und wie sich immer wieder gerade auch in der Musik zeigt, dass Musik über alle Sprachen und Barrieren hinweg verbindend sein kann, weil sie auch ohne Worte, „nur“ mit Tönen, Klängen und Bewegungen funktioniert. Großartig. Die drei Lieblingsbücher unserer Kinder werden zum Teil O-Ton mitgesprochen, so sehr sind sie bereits in Leib und Blut übergegangen. Fulminantes Epos mit erklingenden Musiktasten Ich …

Demokratie für Kinder – Im Dschungel wird gewählt

Rasant-witzig geht es im Dschungel zu, denn alle Kandidat*innen vom Affen über Schlange, Faultier und dem bislang alleinherrschenden Löwen wollen die erste demokratisch durchgeführte Wahl gewinnen. Schließlich haben es die Tiere des Dschungels satt, in einer Monarchie zu leben. Der König Löwe hat seine Befugnisse nämlich eindeutig überschritten, hat zu seinem Privatvergnügen einen Swimmingpool gebaut und die Dschungelbewohner*innen haben nun wassertechnisch das Nachsehen. Kein Wunder, dass Unmut aufkommt. Eine neue Regierungsform muss her! Demokratielernen auf Brasilianisch Herrlich einfach und doch ausreichend komplex stellen das brasilianische Autor*innenkollektiv André Rodrigues, Larissa Ribeiro, Paula Desgualdo, Pedro Markun in „Im Dschungel wird gewählt“ die Funktionsweise von Demokratien und den Ablauf einer demokratischen Wahl dar. Als Basis dienen ihnen Workshops, die sie mit Kindern im Alter von vier bis elf Jahren in São Paulo und Florianópolis durchgeführt haben. Dieser inklusive Zugang unter Kinderbeteiligung und in demokratischer Arbeitsweise spürt man dem Buch an. Es hat Verve, ist klug und steckt voller Überraschungen. Das ist gelebte Demokratieerziehung. Geniale Idee, gut umgesetzt. „Und natürlich gingen die Meinungen über das Wahlergebnis auseinander.“ Aus: „Im …

Wut tut gut?? Wutbücher wissen mehr

Hallo liebe Wut! Ich hasse dich, ich liebe dich. Du bist mir größtes Ärgernis, doch ohne dich hätte ich wiederum vieles nicht erreicht. Jedenfalls haben du und ich ein Thema, das merk ich wohl. Bist du nun echt meine Freundin, wie Wut-Pädagog*innen gerne behaupten? (So etwa gehört und gelesen bei Ruth Abraham oder Kathrin Hohmann.) Oder darf ich getrost weiter auf dich wütend sein, weil du mich so anstachelst, so schwarzmalerisch werden lässt und mich auf Distanz bringst zu all den anderen? Und wenn auch nur für einen Moment. Und erst die Scham danach, das schlechte Gewissen nach einer Schimpforgie … Gut, seit der Wutbürger schick wurde und der Gutmensch/die Gutmenschin nun auch mal auf den Tisch hauen darf, geht es mir schon bedeutend besser. Hätte es die „Climate Change“-Bewegung ohne Wut je gegeben?? Und so erlebe ich eine allmähliche Annäherung an die Wut, die mich seit frühesten Kindheitstagen begleitet und die ich so schön regelmäßig bei meinen eigenen Kindern wiederentdecken darf. Häh, ist Wut etwa vererbbar? Oder ist Wut einfach allgegenwärtig, aber der Umgang …

Ein Regal mit vier deutschsprachigen Kinderbibeln

Eine gute Kinderbibel bitte!

Ehrlich. Ich habe es mir nicht leicht gemacht bei meiner Suche nach einer brauchbaren Kinderbibel. Massenweise Kinderbibeln habe ich durchforstet, bis ich schon nicht mehr wusste, ob ich bereits Hebräisch, die Ursprache der Bibel, kann oder mir vor lauter Kopfsurren nur die Buchstaben vor den Augen zucken. Zugegeben, ich hatte schon ein paar Ansprüche: kindgerecht, nahe dem Ursprungstext und wenn geht auch noch geschlechtergerecht, zumindest nicht komplett frauenmissachtend. Man wird ja schon bescheiden. Und dann die Sprache: ist sie süßlich oder brutal, ehrlich oder das Wesentliche umschiffend? Denn Bibelgeschichten können schon sehr aufrüttelnd sein. Kids lieben das, aber die Mischung muss passen. Kurzzusammenfassung für Eilige: Wer gerne gemeinsam mit seinen Kindern die Bibel entdeckt und ein bisschen Power in den Bildern liebt, der verwende die Käßmann-Bibel, wer sich mit Bibel und Glauben schwertut und seinem Volksschulkind dennoch einen Zugang ermöglichen will, der wähle ein dezidiertes Vorbereitungsbuch, wie etwa „Meine Erstkommunionbibel“. Ein Theologe und Opa sucht darin gemeinsam mit seiner Enkelin Sarah Antworten auf Lebensfragen in den biblischen Geschichten. Für Erstleser*innen wiederum bietet sich etwa die …

Die Faszination von Wald und Baum – meine Buchtipps

In den Wald zu gehen ist immer eine gute Idee. Der Wald erdet, der Wald klärt, der Wald belebt. Der Wald hilft angeblich beim Gesundwerden und Gesundbleiben. Nicht erst seit wissenschaftlich dazu geforscht und „Waldbaden“ empfohlen wird. Aber was tun im Wald? Einem bestimmten Wanderweg folgen oder planlos drauf los stiefeln? Oder an einem schönen Baumplatz meditieren oder gar Bäume umarmen? Das ist wohl Typensache. Mit Kindern ist es jedoch empfehlenswert, sich kleine Projekte vorzunehmen. „Kommt, lasst uns Dinosaurierzähne ausgraben“, oder „wir wollen einen Baumpalast suchen,“ klingt einfach reizvoller als „Kommt, wir gehen in den Wald spazieren“. Auch nach Naturschätzen wie Blättern und Samen zu suchen, um damit zu basteln oder eine Naturausstellung zu gestalten, lieben fast alle Kinder. Wer in der Hinsicht eher ideenlos ist oder/und nach neuen Projekten für eine bessere Naturverbindung sucht, der findet eine Reihe guter und geschmackvoll gestalteter Bücher. Ich präsentiere ein paar unserer Favoriten. Auch ein illustriertes Kindersachbuch zu Bäumen reiht sich wunderbar ein. Wildnis und Naturerfahrung für Kinder An Naomi Walmsley und Dan Westalls Buch „Wald. Dein größtes …

Kinderbücher shoppen in der Wiener Innenstadt

Also wenn ich so richtig Zeit habe oder sie mir einfach nehme (denn war hat sie schon die Zeit?), dann fahre ich gerne in die Wiener Innenstadt zum Bücher shoppen. Hin und wieder allein, meist nehme ich eines meiner Kinder mit. So eine Art Mutter-Kind-Ausflug mit integrierter Zeitreise. Denn wo anders ließe sich das Flair früherer Tage mehr erfahren als in den Hintergassen des Stephansplatzes? Und dann erst diese entzückenden Buchhandlungen abseits des Mainstreams mit Harry Potter Feeling – Stichwort Winkelgasse!! Das ist Flanierschopping de luxe. Auf zum Flaniershoppen Erst kürzlich hat uns wieder die Reiselust gepackt. Mit ausreichend (Geld-)Talern versehen sind wir vom äußersten westlichsten Bezirks Wiens in die Wiener Innenstadt aufgebrochen, besuchten Buchhandlungen und Kaffeehäuser gleichermaßen. Früher als unser Sohn noch kleiner war, galt bereits die U-Bahnfahrt zum Stephansdom – unserem fixen Starpunkt – als Highlight schlechthin … Inzwischen interessiert ihn mehr die Höhe des Domturms und das geschäftige Treiben auf den Gehsteigen mehr denn die Pferdekutschen daneben. Doch die gemeinsame Zeit beim Flaniershoppen erleben wir immer noch als kleiner Alltagsluxus. Welche Buchhandlungen …

Kinderbücher zum Lachen

Nein, kein Witz. Es gibt Kinderbücher, die sind so komisch, da „zerkugelt“ es dich, wenn du sie liest. Wir besitzen ein paar solcher Lieblingsbücher. Die Geschichten darin, die ulkigen Illustrationen, bewusst gesetzter Nonsens sowie jede Menge Überraschungseffekte schenken das, wovon man nie genug bekommen kann: große gemeinsame Lachmomente! Für diese Art von Büchern gibt es zudem (so gut wie) keine Altersgrenze, weder nach unten noch nach oben. Ich lese solche Bücher daher auch gerne mit altersgemischten Kindergruppen. Das eine Kind versteht einen Witz, das andere entdeckt ein überraschendes Element in den gezeichneten Bildern, wiederum ein anderes wird vom schelmisch-leuchtenden Gesicht der Vorleserin bzw. des Vorlesers zum Schmunzeln angesteckt. Hahn in Not: Heiteres Roadmovie auf zwei und vier Beinen Zur alljährlichen Eiersuche passt die tierische Geschichte „Hahn in Not“. Sie ist irgendwo zwischen Detektivgeschichte, Roadmovie – das Tempo nimmt rasant zu – und den Eigenheiten einer Dorfgemeinschaft angesiedelt. Misstrauisch-besserwisserisch und doch auch liebenswürdig hilfsbereit erweisen sich die Dorfbewohner*innen, in deren Zentrum ein völlig übermüdeter, arbeitsunfähiger Hahn steht. Klamaukartige Szenen und witzige Wortgefechte bestimmen das Buch. „Dieser …