Author: HeldinimChaos

Der Garten aus Glas von Tatiana Ţîbuleac

Eine andere Welt. Andere Verhältnisse. Alles anders zu dem, was ich aus meinen Kindertagen kenne.Wenn das Glück darin besteht, der Gewalt einmal zu entgehen. Wenn Kindheit nur ein Wort aus einer fernen Erzählung ist. Wenn Frauen sich zusammentun, um nicht das Wenige zu teilen, sondern gnadenlos Geschäfte zu machen. Weil Geschäfte zu machen nicht nur das Überleben sichert, sondern auch den Kopf oben belässt. Die Autorin Tatiana Ţîbuleac bringt unprätentiös auf den Punkt, was es heißt, in Armut im Moldawien der Achtziger- und Neunzigerjahre hineingeboren zu sein. Als Kind, als heranwachsende Frau, in einem der Höfe der Stadt. Sie erzählt die Geschichte von Lastotschka, die sich, inzwischen zur Chefärztin hochgearbeitet, an ihre Kindertage erinnert, zunächst im Waisenhaus, danach als Flaschensammlerin bei ihrer Ziehmutter Tamara Pavlovna. Dabei verwendet Ţîbuleac eine Erzählweise und Sprache, die zugleich poetischer nicht sein könnte. Manche Sätze treffen wie Nadeln ins Fleisch. Und bleiben doch wertungsfrei. Das zeichnet die vormalige Journalistin Tatiana Ţîbuleac besonders aus. 1978 in Chişinău in der heutigen Republik Moldau geboren und seit 2008 als Schriftstellerin in Paris lebend …

Der Wert vom „freien Spiel“

Kann Spiel überhaupt unfrei sein? Spiel ist doch immer frei. Weil ansonsten wäre es wohl eher Arbeit oder Training, jedenfalls deutlich fremdgesteuerter. Die Betonung der Freiheit im „freien Spiel“ geht auf ein Konzept zurück, das sogenannte ursprüngliche Spielsituationen ermöglichen will. Spielsituationen, die sich nicht an einem klaren Spiel- und Lernziel ausrichten, sondern in erster Linie im freien Umgang zwischen Kindern spontan entstehen, aber auch im versunkenen Spiel mit sich selbst. Offene Gestaltung Das freie Spiel ist somit eine Rückbesinnung auf das Elementare im Spiel. Deshalb sind wenige, sehr offen gestaltete und in mehrfacher Hinsicht verwendbare Materialien und Gegenstände gefragt. Decken, Tücher, einfache Holzklötze, Seile, vielleicht noch Puppen oder Stofftiere. Das Spiel selbst entsteht aus der Interaktion der Kinder heraus. Sie entwickeln es im Bezug aufeinander, im freien Lauf ihrer Ideen, wenn sie sich ungestört in einem wertfreien Raum und idealerweise auch unbeobachtet fühlen. Zum Beispiel Rollenspiel Wenn mehrere Kinder frei miteinander spielen, wird oft sehr viel verhandelt. „Du bist jetzt die Einkäuferin und kommst zu mir her etwas einkaufen.“ „Nein, ich bin nicht die Einkäuferin, …

Die Sachertorte

Ja, die Sachertorte ist ein Klassiker unter den Wiener Mehlspeisen und als Neo-Wienerin bin ich quasi verpflichtet, zumindest ein Sachertorten-Rezept auf Lager zu haben. Diese Sachertorte ist super saftig und edel – 6 Eier sind darin verarbeitet!! Auch wenn sie schon sehr hübsch ist, so eine Marmeladenschicht in der Mitte vom Kuchen, bin ich meist zu faul zum Durchschneiden und mit Marmelade befüllen. Das ist aber auch nicht notwendig bei diesem „fluffigen“ Kuchen. Es reicht die Marmelade unter die Schokoglasur zu geben. Was die Schokoglasur anbelangt bekommt ihr zwei Varianten von mir: einmal eine mit kristallisiertem Zucker und Biss und einmal eine schnelle mit Kokosfett angerührt. Beides ist gut, die erste wird edler und glänzender (aber sehr süß), die zweite wird schokoladiger und weicher. „Darf’s a bisserl Schlag sein, gnä’dger Herr / gnä’dge Dame?“ Was meines Erachtens immer dazu gereicht werden sollte, ist Schlagobers! Wobei bezüglich Schlagobers / Schlagsahne gibt es ja auch die Pro- und die Kontrafraktion. Wozu zählst du dich? Zutaten: Für die Glasur: Für die Glasur-Alternative: Zum Bestreichen: Für die Form: Zubereitung: …

Wenn Geld schon arbeitet, dann hoffentlich für das Richtige

Seit zwei Jahren befasse ich mich intensiver mit dem Thema „Geld und Nachhaltigkeit“ und seit einem halben Jahr fast ausschließlich. Was zunächst aus privatem Interesse begann, wurde bald zu (m)einer Passion. Und das hätte ich nun wirklich nie gedacht, denn zunächst hielt ich Geld entweder für ein reines Mittel zum Zweck, um Essen kaufen zu können, die Miete zu bezahlen oder sich was Schönes zu leisten bzw. für ein staubtrockenes Thema. Geld und Gemeinwohl Inzwischen bin ich aktives Mitglied in der Genossenschaft für Gemeinwohl, besitze ein Gemeinwohlkonto und schreibe liebend gerne über Geld, genaugenommen über „nachhaltiges Geld“ und „Geld für Gemeinwohl“. Das Gemeinwohlkonto garantiert mir, dass alles, was an Geld auf meinem Girokonto liegt, von der Bank ausschließlich für gemeinwohlbezogene Projekte verwendet wird. Die Mitgliedschaft in der Genossenschaft lässt mich dabei viele Zusammenhänge besser verstehen. Der Anfang beginnt im Kopf Ich löchere neuerdings meine Kundenbetreuerin bei der Bank – noch ist sie geduldig – mit Fragen zu „grünem Sparen“ oder „ethisch-nachhaltiger Veranlagung“. Nachhaltig im Sinne von ökosozial motiviert und dennoch auch mit einer klassischen Zinsbildung …

Sommerferien sind nicht toll

Sommerferien sind nicht toll. Also es gibt schon auch ein paar wirklich schöne Momente. Z.B. im Urlaub viel Schwimmen zu gehen und natürlich auch ein entspannter Spieleabend, wenn alle wohlgenährt und frisch geduscht um den Tisch sitzen. Oder auch die Teilnahme an einem Ferienspielangebot der Stadt. Für zwei Stunden Schaffner*in sein zu dürfen oder an einer Rapid-Stadion-Führung teilzunehmen als gemeinsame Eltern-Kind-Zeit ist spannend und schön. Organisation Hoch Drei Aber es gibt auch die ganz viele andere Zeit, die für Eltern von Schulkindern darin besteht, das als Erholung erleben zu müssen, was de facto Koordinations- und Organisationsarbeit Hoch Drei ist. Wer während des Schuljahres schon fast ins Burnout des Pausebrotschmierens geschlittert ist, darf in Österreich dann zu allem Glück sich für NEUN Sommerwochen ein ausgeklügeltes und nicht selten kostspieliges Programm für die Kids überlegen, das in allem gut für die Kinder sein kann, aber jedenfalls keine Erholung für die Eltern bietet. Sommercamps Da fahren wir dann in aller Früh ans andere Ende der Stadt, weil da gab es entweder den letzten Camp-Platz oder den einen „Dieser …

Das Waldnest in Graz – mein Inspirationsort

Witzig, dass ich ausgerechnet Graz und Umgebung als eine Denk- und Tüftelwerkstatt für mich entdeckt habe. Aktuell arbeite ich an zwei Artikeln, einem zu Freispiel und Naturlernen und einem zu Crowdfunding. Jedes Jahre gastieren wir hier für ein paar Tage. Vielleicht liegt es an Elis Präsenz, einer Freundin, die hier einiges Cooles im ländlich anmutenden Stadtteil „Maria Trost“ hochgezogen hat. Eine Waldkindergruppe namens „Waldnest“, Hof- und Wildniswochen als Sommercamps und andere coole Angebote unter freiem Himmel. Hmmm. Es fühlt sich hier tatsächlich so an, als wäre alles möglich, wenn man es sich denn nur zutraut. Die ewigen Zweifel Ob bei der Gründung eines Vereins, dem Umzug in eine neue Stadt oder auch der Entscheidung, sein Leben radikal neu auszurichten, tatsächlich gibt es bei jeder neuen Idee außerhalb des Gewohnten und jedem etwas gewagteren Schritt unendlich viele Verhinderungsgründe und Selbstbehinderungsgefühle. Meist tauchen sie in Form eines kleinen schalen inneren Teufelchens auf, das einem/einer immer wieder einflüstert, „Ja, ja, schon gut, aber“, „Bist du wirklich überzeugt davon?“, „Willst du es dir nicht noch mal überlegen?“ oder noch …

Als Familie umziehen: Diesmal machen wir es richtig!

Wer bereits so oft im Leben umgezogen ist wie mein Mann und ich, darf wohl als Umzugsprofi gelten. Doch dieses Mal wollen wir es so richtig richtig machen. Um uns nicht wieder in einen katastrophalen Stress hineinzubefördern, von dem wir uns im Nachhinein wochenlang erholen müssen. Frühzeitig bis vorzeitig loslegen und jede Hilfe annehmen, die wir kriegen können und auch die, die wir nicht kriegen können.;-) Das haben wir uns das letzte Mal geschworen … Mein neuntes Zuhause Das neue Familienzuhause wird unsere vierte gemeinsame und meine insgesamt neunte Wohnung nach dem Auszug aus meinem Kindheitszuhause mit 18 Jahren sein. Das „Chambre de bonnes“ (= Dienstmädchenzimmer) während meines Studienaufenthaltes in Paris rechne ich übrigens mit ein. Immerhin wohnte ich dort im 7. Stock ohne Lift für fast ein Jahr. Meine bislang sportlichste und mit 8 qm und WC am Gang zugleich schlichteste Bleibe. Dennoch wundervollste Erinnerungen. Die jetzige Wohnung wiederum, eine Drei-Zimmer-Wohnung mit Gartenbalkon, werden wir für ganze fünfeinhalb Jahre bewohnt und belebt haben. Unser zweites Kind ist hier zur Welt gekommen, hat in der …

Mit Kindern backen

Mit Kindern backen ist für mich eindeutig etwas anderes als kinderfreundliche oder/und gesunde Rezepte zuzubereiten. Mit Kindern backen heißt, Backstress in gemeinsames Backvergnügen zu verwandeln. Backen ist bei uns nicht bloß ein zeitlicher Lückenfüller für Schlechtwettertage, sondern ein Erlebnis mit allen Sinnen. Da wird gearbeitet, da wird laut geschnauft, da gibt es Erfolge zu feiern und Missgeschicke auszuhalten, wenn mal etwas daneben geht. Ein spannender Moment ist es allemal; geht der Kuchen auf, wird er speckig oder gar trocken? Meine Kinder haben mich hier sehr viel Toleranz gelehrt. Auch ein schlechter Kuchen ist ein guter Kuchen, weil es so viel Spaß machte, ihn zuzubereiten. Und auch einen misslungenen Kuchen kann man lieb haben. Wirklich wahr. Zucchinikuchen als Einstiegsprojekt Yippieh Tassenkuchen. Die Küchenwaage kannst du für dieses Rezept (hier geht’s zum Rezept) getrost vergessen, hier sind Tassen als Maßeinheit gefragt. Das ist drum wunderbar, weil da bereits kleinere Kinder super leicht Maß nehmen können. Ein bisschen Geduld ist natürlich schon gefragt, wenn man als Elternteil beim löffelweise Mehl einfüllen zuschaut. Natürlich können die Tassen auch schon …

Fremd? Anders? Kinderbücher zu Toleranz

Zu Toleranz kann man viel schreiben, es geht meist um Andersheit und die Akzeptanz dieser. Es geht um echte Begegnung und um ganz viel Lernprozess auf allen Seiten. Dass eben wer ein anderes Aussehen hat als man selbst oder wer eine andere Sprache spricht und und und. Ganz schön aufregend. Das Leben ist nicht Schwarz-Weiß, sondern bunt. Diese Buntheit aufzugreifen und umzusetzen gelingt diesen Kinderbüchern besonders gut. Wolkenknopf von Anna Marshall Liah wohnt seit kurzem mit ihrer Mutter in einer Großstadt in einem für sie fremden Land. Ihre Mutter hat eine Arbeit als Näherin angenommen. Liah vermisst ihr altes Zuhause und vor allem die Großeltern, den Garten und ihre beiden Katzen. Die komische Sprache, die hier alle sprechen, erfährt sie als zurückweisend, bis sie eines Tages ein Mädchen am Spielplatz ihrer Wohnanlage kennen lernt … Wie Anna Marshall, Illustratorin und selbsternannte Geschichtenerzählerin, die Bilder von alter und neuer Umgebung verschwimmen lässt, finde ich besonders gelungen. Ständig sind die Erinnerungen mit dabei. Der Blick durch einen Wolkenknopf, ein Geschenk einer Mitarbeiterin von der Arbeitsstelle ihrer Mutter, …

Wann geht der Umzug endlich los?

So, jetzt denke ich fast schon täglich daran. Eine nicht mehr weg zu leugnende innere Unruhe hat mich ergriffen. Wann geht es bitte endlich los? Wann fällt der Startschuss? Ich würde am liebsten sofort loslegen mit dem Umzug. Also nicht weil Siedeln so megatoll ist, aber weil die Freude auf die neue Wohnung von Tag zu Tag größer wird und auch weil wir es endlich hinter uns bringen wollen. Nicht nur den Umzug, sondenr auch den Wartemodus, das Dazwischen, weil zwischen alt und neu zu verweilen ist gefühlsmäßig das Schlimmste. Die Gefühle kommen mit Moment mal. Natürlich ist es auch das Allerwichtigste. Denn wir brauchen ja auch Zeit. Zum innerlich verabschieden und dass all unsere Gefühle hinterherkommen können. Da gibt es aktuell nämlich auch ganz schön viele. Unsere Tochter war erst mal erschüttert von dem Gedanken aus der aktuellen Wohnung wegzuziehen, ist das doch hier ihr erstes Zuhause mit noch dazu lieber Nachbarsfreundin. Unser Sohn hingegen hat sofort die Vorteile ins Visier genommen („Endlich ein eigenes Zimmer.“) Und beide haben recht. Es ist schön und …