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Irgendwie auf „Stand-By“

Ist das einfach bloß die Winterzeit, die aktuell in Wien zwischen ungemütlichen Sturmböen und graublauem Himmeleinerlei hin- und herpendelt? Oder liegt es an diesem unfassbar aktiven Virus, das trotz aller „Schleich di“-Ansagen es so ganz und gar nicht eilig hat uns zu verlassen? Jedenfalls fühle ich mich wie in den Stand-by-Modus versetzt. Das zeigt sich besonders in meiner aktiven Unentschiedenheit. Ja, richtig gehört. Ich habe hunderttausend Ideen und setze auch manche davon um, aber noch viel mehr fristen ein jämmerliches Dasein im Wartemodus, weil die Kraft fehlt oder die Lust oder der Mut. Irgendwann dann. Sonnenwärme du fehlst. Und richtig fette Partys mit Massen an Menschen, sogar ihr auch.

Die wartende Gesellschaft

Alle sind zur Zeit beschäftigt mit Warten. Auf eine Infektion oder auf das Testergebnis. Oder auf die Absage der Veranstaltung. Und falls sie doch stattfindet, dann traut man sich erst recht nicht hin. Oder ist blockiert. Weil so viele Vorgaben und nicht mal ein Prosecco in der Pause warten. Und den QR-Code sollte man sich am besten tätowieren lassen, jedenfalls in Wien. Selbst der olle H&M scannt. Die persönliche Verkaufsberaterin bahnte sich letzthin ihren Weg durch die Absperrbänder und den menschenleeren H&M direkt auf mich zu, das Scan-Gerät im Anschlag. Ich bekam es mit der Angst zu tun und zog schnell wieder ab. Rückwärtsgehend mit kräftigem Nicken suchte ich das Weite. Ließe sich der QR-Code auch mit der Konfektionsgröße koppeln??! Das wäre doch mal praktisch, meine ich.

Wollen würd ich schon, aber können tu ich nicht

Und so fühlt es sich ständig an. Ahoi, volle Kraft voraus. Und dann wieder ausgebremst werden. Ich hab schon so viele abgesagte Termine, dass ich bereits die nicht abgesagten Termine verpass. Kennt ihr das? Neulich sind tatsächlich unsere Theaterkarten verfallen und ich hätte beinahe ein Abendessen mit Freundinnen versäumt. Und na klar fahren wir in den Schiurlaub. Wenn St. Corona (also nicht das am Wechsel, sondern das mit der Ziffer 19 hinter dem Minus) das nur auch so sieht. Nur noch ein paar Tage ausharren und hoffen, dass es einen nicht erwischt. Bittebitte keine Quarantäne. Macht es Sinn sich zu freuen oder bezahlt man dafür auf übelste Weise??!

Eine Woche Semesterferien

Ich meine, Schiurlaub muss ja nicht sein, ist purer Luxus, hör ich mich sagen. Vielleicht. Aber nicht wenn man aus Westösterreich kommt und quasi mit Schiern unter den Beinen geboren wurde und das Gefühl hat, dass ohne Holadrio am Berg und Huidiwui runter den Berg das Jahr bereits gelaufen ist, bevor es so richtig angefangen hat.

Wie sollen wir in der Großstadt lebende Winterpistenmenschen das nur überleben?

„Ich geb auf“ hilft

Wobei. Moment mal, ganz so stimmt das nun auch wieder nicht. Mit den „Komplizinnen“, einer kleinen Wiener Web-Agentur, habe ich Kontakt aufgenommen, damit mein Newsletter nun doch noch in die Zielgerade kommt. Ein lang gehegter Wunsch, fünfmal abgebrochen, dreimal vorschoben. Und nun doch realisiert. Congrats an mich selbst. Ging aber nur, weil ich regelrecht aufgegeben hab. Mich ergeben, mich zurückgezogen. Hände in die Höh und aus.

Manchmal muss man sich ergeben, um voranzukommen.

Und es ist verdammt wichtig, zu diesem Punkt zu kommen, dass man es eben doch nicht schafft und schon gar nicht allein. Wie oft habe ich mir bei den Kindern schon gedacht: „So jetzt geb ich auf. Ich häng den Mamajob, oder was auch immer das inzwischen sein soll, an den Nagel.“ Und dann hat sich doch noch ein Knoten gelöst, ging was weiter in der Entwicklung und unsrer Beziehung. Bitteschön mein Newsletter is born, ganz frisch: https://heldinimchaos.com/newsletter/. Mit viel Heldin drin und alle 6-8 Wochen im Postfach ist er nun anmeldebereit. Hola!

Bewerbungszeit

Ah ja, und so wie die Pflanzen unter der Erde bereits umtriebig werden, kommt mir die aktuelle Zeit auch super vor, um Pläne zu schmieden, deren Ergebnis man vielleicht noch gar nicht sieht. Ich habe jedenfalls zig Projekte im Köcher. Auch zwei, drei ganz besondere und größere sind dabei. Unter anderem habe ich mich für eine Stelle beworben und harre der Antwort. Sie soll mein Auskommen sichern und mich neu vernetzen. Die Heldin im Chaos im Wartemodus wieder mal. Diesmal am Handydisplay.

Im Verborgenen wachsen

Aber mal ehrlich. Wie unrealistisch ist es bitte unter der Erde zu warten – Stichwort Pflanze – und zu denken, dass man da schon noch durch die Schneekruste kommt? Da kann ich doch getrost auf einen Anruf der Bewerbungskommission warten, auf das „Go“ für den Schiurlaub, auf die Partyeinladung trotz Omikron, auf den H&M-Besuch ohne Absperrband, vielleicht sogar mit einer echten Einkaufsberatung???!

Und weil ich sowohl an Zufälle glaube als auch an Nicht-Zufälle – ihr spürt meine unfassbare Entschiedenheit *lol* -, habe ich diesen Satz von Rainer Maria Rilke in einer Zeitschrift entdeckt und bin nun felsenfest überzeugt, dass der eigens nur für mich und für alle Winter-Geprüften geschrieben wurde:

„Man muss den Dingen die eigene, stille ungestörte Entwicklung lassen, die tief von innen kommt und durch nichts gedrängt oder beschleunigt werden kann…“

Na bitte. Wird schon.


Quelle: Aus einem Brief von Rainer Maria Rilke „An einen jungen Dichter“ (Franz Xaver Kappus).

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