Year: 2020

Weihnachtspost 2020

Weihnachtspost 2020

Liebes Kurzkindl, lieber Tannenkogler, liebes Christkind in CC, Weihnachten steht vor der Tür und mein Wunschzettel ist reich gefüllt. Nur wie blöd, kein Wunsch mag heuer die Shoppingmall erreichen, zu unsichtbar ist ihr Gehalt. Da helfen keine längeren Öffnungszeiten, keine zusätzlichen Schutzmaßnahmen und auch keine Sonderlieferungen von amazon. Was wünsch ma uns denn heuer? Zuerst zum Unerfüllbaren: Ich wünsche mir die Pandemie weg, dass wir unsere Freunde und Familie endlich wieder mal umarmen dürfen, abbusseln und schmusen ist auch erlaubt, sogar dazu wären wir inzwischen bereit. Ich will das Glas meines Tischnachbarn aus Versehen leer saufen dürfen und nicht erst überlegen müssen, wer aller schon daran genippt hat und ob nun Virusgefahr herrscht. Maximal einen neuen Drink ausgeben, das wäre schön. Nein, besser noch gleich eine ganze Runde schmeißen, inmitten eines zum Bersten gefüllten Lokals. Mit lauter Musik und Stimmengewirr und meinetwegen auch Zigarettenrauch. Wir wünschen uns Besuche noch und nöcher bis unsere Vorräte, die reichlich angelegten, so ratzfatz weg sind, dass wir nur so staunen. Wir wünschen uns ein freies Herz, einen lockeren Scherz …

Menschen in Vogelperspektive

Mehr Massentests für alle

Diese Woche waren wir bei der Covid-Massentestung in der Stadthalle Wien. Also nicht alle von unserer Familie, sondern mein Mann und ich. Und auch nicht gemeinsam, sondern hintereinander. Er am Abend. Ich in der Früh. Wegen der Kinder. Eh klar. Covid-Massentestung klingt nicht sehr prickelnd, war es zu unser aller Überraschung jedoch sehr! Volle Punktezahl. Uneingeschränkte Empfehlung meinerseits. Immer wieder, immer wieder, immer wieder Massentest Während die Testverweigerer*innen weiterhin aktiv für eine Nicht-Teilnahme mobilisieren, da sie die weihnachtliche Umarmung mit der Oma durch einen Positivbefund gefährdet sehen und die Pro-Testler*innen im Gegenzug dazu übergegangen sind, wie wild in den Social Medias gegen die Zuhausegebliebenen zu bashen, zitiere ich an dieser Stelle gerne eine Freundin nach ihrer ersten Massentesterfahrung: „Es war – ich trau es mich fast nicht sagen – genial. Super organisiert von A bis Z, alle freundlich, selbst beim vermutlich 1000sten Staberl noch ein Lächeln im Gesicht. Von mir aus könnte ruhig noch mehr getestet werden. Ich geh sicher wieder hin.“ Und das ist jetzt nicht ironisch gemeint. Bumsti. So öffentlichkeitsverhungert sind wir also …

Homeschooling für Anfänger

Was für ein Glück, dass ich nicht am ersten Tag des neuerlichen Voll-Lockdowns etwas zu Homeschooling geschrieben habe. Ich hätte mich vermutlich in Ergüssen, ob der Motivation meines Schülers ergeben, hätte geschrieben, wie cool und lässig ich nebenbei die Kantinenchefin gegeben habe und wie schön friedlich und feierlich doch alles war. Nun schaut die Sache schon ganz anders aus. Hilfslehrerin und Kantinenchefin Geht es euch auch so? Tag 3 des zweiten Voll-Lockdowns fühlte sich nämlich bereits an wie Woche 3 des ersten Lockdowns im Frühjahr. Uaaah! Übrigens es ist nicht so, dass unseren Schüler die Motivation inzwischen verlassen hätte. Im Gegenteil. Er will mehr und vor allem Dinge, die ich ihm nicht bieten kann: „Mama, warum kann der Papa kein Kind sein?“ Und dann die Rollenkonfusion meinerseits: Mama, Hilfslehrerin – immerhin Betreuungsschlüssel 1:1 Megaluxus, Spielpartnerin für die Jüngere, weiterhin Kantinenchefin, wurde noch nicht abgewählt (große Ehre) und ja, die Bezahlung ist in all diesen Rollen weiterhin mies. Im Grunde eine Katastrophe. Da hilft nur eins: Galgenhumor. Dachte ich nicht wirklich, aber wohl mein Unterbewusstsein. Denn …

Alltag und Ausnahmesituation

Anlässlich des ersten Corona-Lockdowns im Frühjahr war viel von „Alltag und Ausnahmesituation“ die Rede. Dieser Zusammenhang hat sich mir bis heute, mitten in Lockdown Numero 2, nicht erschlossen. Klar, für gewöhnlich gehen wir nicht mit Nasen-Mund-Schutz einkaufen und klar, normalerweise bellen wir unsere Kinder auch nicht zurück, wenn sie mit einer betagten Dame Kontakt aufnehmen. Nein, in Wahrheit unterstützen wir das sogar. Aber mal ganz ehrlich, wer Kleinkinder zuhause hat, weiß doch, dass jeder Tag ein Ausnahmetag ist und dass jede Situation, allerspätestens wenn das eine Kind dem anderen eine Schere vor die Nase hält, zu einer echten Ausnahmesituation werden kann. Kinder und Schreibtisch So kürzlich erst erlebt. Ich war für die Kinderaufsicht zuständig und wollte mir nur ein paar Notizen machen. Ich saß gerade mal 10 Minuten am Schreibtisch, eh schon gewaltig lang, verdächtig lang, startete das Geschrei. Denn Putzen neben den Kindern geht ja, Essenmachen auch (wenn nicht zu spät und nicht zu lang), aber Lesen oder Schreiben no way. Man muss „wuseln“, das ist der einzige Daseinszustand der kinderkonform zu sein scheint. …

Elita Waldfrau

Geht nicht, gibt’s nicht

30 Jahre jung, Absolventin der internationalen Entwicklungswissenschaften, Mutter zweier Kinder und angehende Gemeinschaftsentwicklerin in Graz-Maria Trost lebt Elisabeth Hutter ganz nach Pippi Langstrumpfs Prinzip „Das habe ich noch nie vorher versucht, also bin ich völlig sicher, dass ich es schaffe.“ Wilde Zeiten Deshalb darf es nicht wundern, dass sie während ich diese Zeilen verfasse, solo auf einer 5-tägigen Wanderung und Visionssuche in den österreichischen Wäldern unterwegs ist. Nur mit Rucksack, Zelt und etwas Wildnis-Wissen im Gepäck. Dieses hat sie sich in den letzten Monaten angeeignet, als sie in einer Wildnisschule eine Ausbildung zur Wildnispädagogin, offiziell heißt es Naturmentorin, gestartet hat. Da geht es um Handwerkskurse, Naturverbindung und Survival Skills. Klingt unkonventionell, ist es auch. Wie so einiges im Leben von Elisabeth. Haus und Hof Eli, wie sie liebevoll von ihren Freund_innen genannt wird, ist eine Anpackerin und pfeift auf vorgefertigte Geschlechterregeln. Stärker als so mancher Bursch in ihrem Alter hat sie etwa eigenhändig und ohne Anleitung ein Baumhaus für ihre Kinder zusammen geschreinert. Als eine von drei Geschwistern, allesamt Frauen, hat sie nun entschieden, den …

Wienfluss

Urban nature – schiach und wunderbar!

Jetzt mal ehrlich Hand auf’s Herz, sind kleine verbliebene Naturareale inmitten der Stadt nicht so ziemlich das Letzte, wo man/frau/mensch sich aufhalten will? Ich spreche aus Erfahrung, denn ich bin mindestens einmal wöchentlich kinderbedingt an so einem Ort, nämlich dem Wienfluss. Das heißt, die Kinder wollen hin und ich gehe mit. Irgendwo zwischen Kloake und dumpfem Autobahngeratter lässt sich an braungrünem Gewässer dann so etwas wie ein kleines Fleckerl Großstadtwildnis entdecken. Urban nature heißt das im Fachjargon. „Schiach“ könnte man es auf gut wienerisch auch nennen. Denn laut, stickig und häufig muffig geht es dort zu. Und doch, den ersten echten Riesenhirschkäfer in live habe ich ebendort erlebt. Wie der bedächtig marschierte mit seinen langen Hörnern vorne dran. Sehr beeindruckend. Bisher kannte ich den nur aus Büchern. Der Wienfluss Für alle Nichtwiener_innen unter euch, beim Wienfluss handelt sich um einen Stadtfluss, der in seinem Verlauf reguliert wurde. Wer sich im Wienflussbecken befindet, befindet sich in einem betonierten Kanalschacht einige Meter unterhalb der Stadt durch den ein zentraler Fußgänger- und Radweg führt. Oberhalb des Kanals befindet …

Naturkinderbücher

Kinderbücher und Natur

Kinderbücher sind für Kinder da. So weit so klar. Allerdings sind manche Kinderbücher so verdammt gut gemacht, dass auch Erwachsene nicht genug davon bekommen. Ein paar dieser unverschämt schönen Bücher im Themenspektrum „Natur“ muss ich euch unbedingt vorstellen. Alpenkino de luxe Alles rund um die höchsten Erhebungen auf der Erde erfährst du in „Die Welt der Berge“ von Dieter Braun: wann und wie sie entstanden sind, was man zum Schifahren alles braucht, welche Tiere wie hoch im Gebirge leben, in welchen Ländern berühmte Berge in den Himmel ragen und wie Menschen sich richtig im Gebirge verhalten. Braun schreibt im Vorwort: „Wo ich aufgewachsen bin, gibt es keine Berge. Es gibt dort viele Wiesen und Bäume, aber drum herum ist alles ganz flach.“ Wer hätte gedacht, dass ein Flachländler so einfühlsam über Berge schreiben kann. Auch die Illustrationen in diesem Buch sind eine Wucht. Kein Wunder, dass Dieter Braun immer wieder Preise abgestaubt hat, etwa von der Stiftung Buchkunst.Mit einem Lupe-Symbol gekennzeichnet, finden sich schließlich Infokästchen im Buch, die wissenswerte Zusatzinformationen liefern. Braun schreibt etwa: „Wusstest …