Büchertipps, Kinderbücher, Leading
Leave a comment

Unsere liebsten Musikbücher

Drei übereinander gelegte Kinderbücher

Mit Herbst sind wir wieder voll in die Welt der Musik eingetaucht. Und das, obwohl wir beileibe kein klassischer Musiker*innenhaushalt sind. Ich selbst habe mehr schlecht als recht in der Musikschule Klavier gelernt, gut das mit dem Saxofon in der Schulmusikgruppe und im Blasmusikverein meiner Heimat- und Geburtsstadt war dann schon sehr fein. Zusammen musizieren eben. Mein Mann wiederum ist ein „Selfmade Musicman“. Autodidakt nennt sich das auch, wenn man sich selbst Noten und ein paar Gitarrengriffe beibringt. Dafür gebührt ihm ein gewisser Respekt. Musikpädagoge ist aber auch er keiner.

Und nun tauchen diese Kinderbücher auf und wir sind entzückt-verzückt. Wie sich hier Musikliebhaber*innen verewigt haben, wie sie die Lust am Musizieren weitergeben wollen und wie sich immer wieder gerade auch in der Musik zeigt, dass Musik über alle Sprachen und Barrieren hinweg verbindend sein kann, weil sie auch ohne Worte, „nur“ mit Tönen, Klängen und Bewegungen funktioniert. Großartig. Die drei Lieblingsbücher unserer Kinder werden zum Teil O-Ton mitgesprochen, so sehr sind sie bereits in Leib und Blut übergegangen.

Fulminantes Epos mit erklingenden Musiktasten

Ich starte mit „Die Zauberflöte“ von Wolfgang Amadeus Mozart, die als Musik-Bilderbuch im Prestel Verlag erschienen ist und Kinder beiderlei Geschlechts von den ersten Zeilen weg in den Bann zieht. Spannendes wird da erzählt:

„Vor langer, langer Zeit war die Welt in zwei Reiche geteilt.
In einem Reicht herrschte die Sonne und im andere der Mond.
Seit einem Streit bekämpfen sie einander, Tag für Tag, Jahr für Jahr.“

Es gibt einen Kampf zwischen zwei Mächten, ein langandauernder Zwist, der Unglück hervorbringt und Frieden unmöglich erscheinen lässt. Aber es gibt auch junge Protagonist*innen, die ihr Leben riskieren, um eine Wendung herbeizuführen. Und siehe da, am Schluss gibt es eine Annäherung der Reiche. Die Musik hat hier übrigens keinen unerheblichen Anteil. Wir hören ein Glockenspiel, das die Streitkräfte wie hynotisiert zu tanzenden Marionetten werden lässt und wir erfahren von der Zauberflöte, die mit ihren Klängen die gefangen genommene Prinzessin zum Fenster heranlockt und den Befreiungsakt startet.

Wesentliche Motive einer der berühmtesten Opern von Mozart sind hier festgehalten und können mittels auf jeder Seite befindlichen Drucktasten zum Erklingen gebracht werden. Das Besondere ist, dass die bekannten Motive nur „angespielt“ werden, es geht nur um eine erste Einführung.

Das Buch will nicht ermüden, ist auch für wenig geübte Musikhörer*innen geeignet. Die volle Orchesterqualität ist von den Miniaturlautsprechern in diesem mit Knopfbatterien betriebenen Buch sowieso nicht zu erwarten.
Es ist fantastisch bebildert durch Jessica Courtney-Tickle. Ich kann mich selbst nicht sattsehen an ihren opulent und doch magisch-verträumten Bildern, die auf den Doppelseiten im Querformat erst recht ihre Wirkung entfalten.
Auf den hintersten beiden Seiten gibt es noch ein kurzes Glossar, den Lebenslauf von W.A. Mozart, dem berühmten Komponisten der Zauberflöte und besonders toll, auf der hintersten Seite sind noch einmal alle Musiktasten versammelt, um sich noch einmal alle Motive anhören zu können plus beigefügte Musikerklärung für alle Interessierten. Und was ist euer Lieblingsmotiv?

Wolfgang Amadeus Mozart. Die Zauberflöte. Ein Musik-Bilderbuch zum Hören. Illustriert von Jessica Courtney-Tickle. Prestel Verlag.

Toleranz auf tanzenden und hüpfenden Beinen

Okay, ich gebe zu. Das Buch „Der Regentanz“ von Frédéric Stahr habe ich gekauft, weil ich mir dachte, dass es meiner Tochter gefallen könnte. Was auch zutraf. Sie liebte dieses Buch von der ersten Sekunde an. Wenn wir die letzte Seite zuklappen, heißt es nach wie vor „Noch einmal“ und ihr ahnt, wer zuerst w.o. gibt … Und doch habe ich mir zunächst ein bisschen schwer getan mit dem Buch. Es ist irgendwie ein wenig eigenwillig, insbesondere in seiner Anordnung des Textes. Einzelne Sätze starten mal hier, dann mal da. Und was war noch mal die Message?! Aber Kinder sehen da oft andere Dinge und oft auch früher als die (vor)lesenden Eltern …

Achtung Chaosalarm. Der Vorschlag der Turnlehrerin, aufgrund des Regenwetters anstelle einer Turnstunde im Freien eine Tanzstunde im Innenraum zu machen, wird sofort begeistert aufgenommen. Die Kinder, allesamt als Vogel- und Ententiere gezeichnet, sind aufgeregt und jedes will als erstes beginnen und zeigen, wie gut es tanzen kann. Außerdem meint jede und jeder genau zu wissen, „wie richtig tanzen geht“.

Ein lustiges Durcheinander startet, aber auch Verletzungen passieren, wenn der Tanz anderer Kinder ins Lächerliche gezogen wird. Bibi, die als erstes ihre Pirouetten dreht, zieht traurig von dannen. Bis der Madame Turn- und Tanzlehrerin auffällt, dass wer fehlt. „Wo ist Bibi bloß?“

Die Message des Buches ist dann irgendwie eine Toleranzmessage: Jede*r kann tanzen, wie es ihm oder ihr gefällt und gemeinsam tanzen ist wohl überhaupt am schönsten.

Reduziert und doch ausdrucksstark bringt Frédéric Stahr Nostalgieflair auf die Seiten. Ein reduzierter Turnsaal mit Dielenbrettern, ein altes Radiogerät und Handtücher für alle. Die Gesichtsausdrücke sind allesamt zuckrig und selbst die Turnlehrerin mit ihren abgerissenen Kniesocken wirkt wie aus der Zeit gefallen. Göttlich!

Frédéric Stahr, Der Regentanz. Picus Verlag

Eine Liedersammlung zum Mitsingen und Bewegen

Es gibt viele gut gemachte und schöne Liederbücher mit altbekanntem und neuem Liedgut für Kinder. Vielfach sind sie thematisch geordnet, nach Jahreszeiten oder zum Tagesverlauf – etwa Morgenlieder und Abendlieder. Ich könnte hier also verschiedenste Bücher anpreisen. Aber eines habe ich uns dazugekauft, obwohl wir schon zwei andere tolle Liedersammlungen geschenkt bekommen hatten: „Das Spiel- und Bewegungsliederbuch“ von Florian Lamp und Marco Sumfleth (Herausgeber).

Zum einen ist es nämlich eine gute Sammlung von Liedern, die insbesondere zum Tanzen und Bewegen einladen, wobei der Anteil bekannterer Lieder und weniger bekannteren sich die Waage hält. Andererseits sind auch Anleitungen angeführt, wie die Lieder mit Gesten und Bewegungsabfolgen begleitet und umgesetzt werden können. Für so halbkreative Menschen wie mich ist das grandios, für alle dauerhaft müden Eltern sowieso.

Ihr findet in dem Liederbuch die Bewegungslieder: „Auf der Mauer, auf der Lauer“, „Grün, grün, grün sind alle meine Kleider“ sowie „Spannenlanger Hansel“, aber auch „5 kleine Fische“, „Die Räder vom Bus“ (im Grunde das englische Lied „The wheels on the bus“) und auch „Was müssen das für Bäume sein“. Es sind sowohl Noten, Akkorde und Liedtexte angeführt, als eben auch Bewegungsanleitungen. Sogar ganze Gruppen können so eingebunden werden und das Buch ist wohl daher auch für Kindergärten und -gruppen geeignet.

Auch Begleit-CD’s gibt es zum Buch mit einer Auswahl an Liedern. Die heißen dann „Die 30 besten Spiel- und Bewegungslieder“, von Simone Sommerland, Karsten Glück und den Kita-Fröschen. Mehrere Editions gibt es bereits. Falls ihr Spotify nutzt, findet ihr die Lieder auch dort.

Gezeichnt ist das Buch unspektakulär mit wie von Kinderhand gezeichneten Figuren und Motiven, die bewusst etwas verpixelt wirken, sehr nah am Text sind und Fröhlichkeit ausdrücken. Interpretationsspielraum und Zwischentöne sucht man vergeblich. Das Ziel ist klar: wir wollen fröhlich sein, singen und tanzen. Und ja, dass kann man mit diesen Liedern während der ganzen Kleinkinderzeit bis hin ins frühe Volksschulalter wirkllich gut.

Das Spiel- und Bewegungsliederbuch. Die 100 besten Spiel- und Bewegungslieder. Mit allen Noten, Akkorden, Liedtexten und Bewegungsanleitungen. Herausgegeben von Florian Lamp und Marco Sumfleth. Lamp und Leute Verlag.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert