Author: HeldinimChaos

„Serge“ von Yasmina Reza

Die Schriftstellerin Yasmina Reza kenne und bewundere ich spätestens seit der Verfilmung ihrer Romanvorlage „Der Gott des Gemetzels“ mit Jodie Foster, Christoph Waltz und anderen Hollywood-Granden. Beklemmend und mit viel Wortwitz spielt sich hier ein irre spannendes Sittenportrait großbürgerlicher Dekadenz ab. Nur auf die Idee gekommen, etwas von ihr zu lesen, bin ich nun doch wieder nicht. Und da leiht mir kürzlich eine gute Bekannte „Serge“ und ich finde das Buch von der ersten Seite an ungemein unterhaltsam. Eine jüdisch-französiche Familie besucht Auschwitz Auf Vorschlag von Serges Tochter Joséphine besuchen die drei nicht mehr ganz jungen Popper-Geschwister Serge, Jean und Nana gemeinsam Auschwitz, um ihren ungarisch-jüdischen Wurzeln nachzugehen. Selbst an diesem Ort geht das kleinteilige Hickhack zwischen den Geschwistern munter weiter, kommen Kränkungen, unerwünschte Einmischungen und Unzufriedenheiten auf den Tisch. Aber auch Vermittlungsversuche und das Faktum eines unauflösbaren gemeinsamen Bandes werden sichtbar. Der charismatische Schwerenöter Serge ist übrigens sowohl im französischen Original als auch in der deutschen Übersetzung titelgebend. Sein weitaus zurückhaltenderer Bruder Jean wird sich als Ich-Erzähler herausstellen. Meisterin von unbestechlicher Klarheit Die Sätze …

Hinter den Kulissen einer Buchhandlung. Mein Kurzzeit-Praktikum

Vorne im Verkaufsraum einer Buchhandlung stand ich schon oft. Bestaunte Buchrücken um Buchrücken und musste mein Geldbörserl fest an mich gedrückt halten. Denn was anderen mit Kleidung oder Sportartikeln passiert, geschieht mir in einer Regemäßigkeit mit Büchern. Ich werde unvernünftig. Ich kaufe mehr ein, als ich brauche und was das Allerschlimmste ist: ich bereue es nie! „Darf ich hier ein freiwilliges Praktikum machen?“ Mit dieser Frage stand ich eines schönen Tages im April in der „Lainzer Grätzlbuchhandlung“ im 13. Bezirk vor Helena Prinz, der Inhaberin. Das kleine und feine Buchgeschäft ist bereits in dritter Generation in Frauenhand und bis obenauf und manchmal darüber hinaus mit Büchern und ausgewählten Papeteriewaren versehen. Neu erschienene Romane und Erzählungen, Bildbände zu Triest und Sachbücher sind hier zu finden. Und immer noch gibt es eine verborgene Schublade in dem einräumigen Geschäftslokal zu entdecken, aus der Anlasskarten oder Mitmachbücher für Kinder hervorgezaubert werden. Eine Buchhandlung eröffnen? Wie realistisch ist es, statt nur Bücher zu lesen und über diese zu schreiben, sie auch zu verkaufen? Geht das ohne Buchhandelslehre? Wie kann die …

Eine ukrainische Familiengeschichte „Rote Sirenen“

Ja, ich bin auch so eine von denen. Vor Beginn des Ukrainekriegs letzten Jahres, wusste ich im Grunde nationalgeschichtlich und geopolitisch zur Region in und um die Ukraine erschreckend wenig. Die Annektierung der Krim im Jahre 2014 haben wir im Freundeskreis zwar an unseren Bildschirmen verfolgt und zum Teil heftig diskutiert, aber immer mit einer gewissen hilflosen Distanz. Umso mehr hat mich der Roman „Rote Sirenen“ über eine ukrainische Familiengeschichte regelrecht „angesprungen“. Kann ich womöglich mehr über diese Region und aus der Binnensicht erfahren? Eine Auslandsukrainerin als Autorin Der Roman stammt aus der Feder von Victoria Belim, einer gelernten Parfümeurin, Journalistin und Bloggerin zu Düften, die als Teenager mit ihren Eltern in die USA migrierte und heute in Belgien lebt. Mehrheitlich spielt das autobiografische Werk in der zentralukrainischen Region Bereh, wo die Auslandsukrainerin Belim sommerweise glückliche Kindheitstage in den Gärten ihrer Großmutter verbrachte. Spurensuche in der Heimat Nach einem aktuellen Streit mit ihrem Onkel versucht die inzwischen junge Erwachsene nicht nur den Kontakt mit ihrer noch immer in Bereh lebenden Großmutter wieder zu intensivieren, sondern …

Die Kraft der Natur und Frauenfreundschaft

Wasser, Erde, Feuer, Luft – alle Elemente vereint und die Seele kommt zur Ruhe. Zumindest kam es uns so vor, als wir, eine kleine Freundinnenrunde, das Wochenende in einem Häuschen am Neusiedlersee verbrachten. Schroff ausgebremst In kurzer Zeit so entspannen zu können, das klappt nur in der Natur und mit Freundinnen im Gepäck.Und das obwohl der Wochenendtrip so ganz und gar nicht verheißungsvoll begann: mit angesagtem Dauerregen und einem vergessenen Haustürschlüssel!! Das mit dem Einlass in das Ferienhaus haben wir zum Glück doch noch hinbekommen, wobei zumindest eine von uns den Schlafplatz indoor genaugenommen gar nicht gebraucht hätte. Bestärkt durch ihre Wildnisausbildung fand diese Freundin die Überdachung bei der Bootsanlegestelle mehr als ausreichend luxuriös, um dort ihr Nachtlager aufzuschlagen. Schluck. Regen hin oder her. Vögel, Schilf und matschiges Wasser Am nächsten Tag – welch Wunder – war es zwar weiterhin kühl, aber es klarte etwas auf und der Regen stoppte. Wir setzten uns auf den Steg vorm Haus, beobachteten die Vögel, die zwitschernd vorbei flogen und sinnierten, welches gefiederte Tier – oder könnte es auch …

Kinder wollen selbstwirksam sein

Das fällt mir immer wieder auf. Kinder wollen selbstwirksam sein. Was meine ich damit? Sie wollen sich ausdrücken und kreativ sein, sie wollen neue Bewegungsabläufe ausprobieren und Dinge erschaffen/erfinden und das ganz alleine. Wenn wir ihnen dafür viel Raum und Zeit lassen und sie nicht zu sehr steuern. Mut- und Geduldsprobe bei uns Erwachsenen Das braucht manchmal eine ordentliche Portion Geduld von uns Erwachsenen, aber auch Vertrauen und Mut. „Kinder sind nichts für Feiglinge,“ betitelt der Achtsamkeitspädagoge Steve Heizer daher ein Buch und meint darin, dass wir uns ruhig einlassen dürfen auf ihre Logik. Selbstzurücknahme ist angesagt statt sofort dem ersten Helfen-Wollen-Impuls zu folgen oder das Sicherheitsnetz voll aufzuspannen. Das trifft zu, wenn ein Kind soeben versucht auf ein Klettergerüst am Spielplatz hochzuklettern und wir es begleitend beobachten, ohne voreilig einzugreifen. Der Prozess ist wichtiger als das Ergebnis Das gleiche gilt auch für Basteleien und Konstruktionen, die für Erwachsene wenig unmittelbar aussagen. Der Moment, wenn du ein von Kinderhänden geformtes Knetding in die Hand gedrückt bekommst und dich dieses Kind erwartungsvoll mit glückseligen Augen anschaut …

Osterkekse

Das sind ganz einfache Butterkekse. Sie sind schnell vorbereitet und bereits sehr kleine als auch große Kinderhände backen gerne mit. Unterschiedliche Figuren können „zum Leben erweckt werden“ und nach Belieben verziert. Ich mag dieses Rezept drum besonders, weil es ganz ohne Backpulver auskommt und so richtig fein butterig-süß schmeckt. Dieses Rezept eignet sich übrigens genauso gut für die Weihnachtsbäckerei als auch für gemeinsames Backen bei Kindergeburtstagen. Ein Dino hat sich auch wieder unter die Kekse geschlichen … schon gesehen?! Zutaten Zum Bestreichen: Ei-Milch-Quirl oder verquirlter Dotter (wird gelber) verwenden. Zubereitung Hinweise: Nicht zu lange backen, sie werden gerade an den spitzen Ecken ansonsten dunkel und hart. Zu Weihnachten werden diese Kekse zu Glocken, Sternen und Herzen … Falls Eiklar übrig bleibt, können daraus „Busserln“, etwa Kokosbusserln, entstehen. Die Teigmenge ist sehr groß, gibt wirklich aus. Bei Bedarf halbieren!! Kinder lieben auch das Bestreichen mit dem verquirlten Ei. Unbedingt sie das auch versuchen lassen. Ihr werdet staunen, wie geschickt sie sind und mit welch heiligem Ernst bei der Sache.

Lasst uns zuerst einmal ankommen

„Nicht schon wieder dieses Ankommen!“, stöhnt unser Sohn und verdreht die Augen. Ja, tatsächlich. Neben „Mir ist das zu laut“ und „Habt ihr schon die Zähne geputzt?“, sagen wir, „Lasst uns doch bitte erst einmal ankommen,“ verdächtig oft. Ein absoluter Lieblings-Langweilersatz von uns Eltern. Habt ihr auch ein paar Langweilersätze auf Lager, Fixstarter, die ihr immer wieder ins Rennen bringt, obwohl sie im Grunde rein gar nichts bringen, also nichts bewirken oder zumindest nicht das, was ihr euch erhofft? Von welchem Ankommen reden wir überhaupt? Das Ankommen unserer Kinder und das Ankommen von uns Eltern unterscheidet sich wesentlich. Unser Ankommen bedeutet meist kurz einmal Für-sich-Sein, Innehalten oder für etwas Übersicht und Ordnung sorgen, ihr Ankommen bedeutet meist gemeinsame Eltern-Kind-Zeit erleben, Gefühle sortieren oder sich austoben (weil in der Schule muss man ja doch oft sehr ruhig sein). Jetzt ist nur unschwer zu erkennen, dass hier ein gewisses Konfliktpotenzial verborgen liegt. Und dem dürfen wir jeden Tag aufs Neue mit unterschiedlichen Strategien begegnen. Oh du großartig spannendes Leben! Zum Beispiel Wanderwochenende… Wir hatten zum Wandern zwei …

Kinder rennen fröhlich hinter Seifenblasen her

Baumreiche Lieblingsspielplätze in Wien-Hütteldorf

Die warmen Tage sind da. Das heißt, ab ins Freie. Für Kinder gibt es in Wien eine Reihe attraktiver Spielplätze, die für das zwischendurch „Auslüften“, aber auch für längere Aufenthalte geeignet sind. Der 14. Bezirk gilt als Wiens grünster Bezirk, rundum schließt der Wienerwald an. Daher darf es auch nicht verwundern, dass hier ein paar besonders schöne und besonders naturnahe Spielplätze verborgen liegen. Meine Favoriten möchte ich euch heute vorstellen. Alle hier beschriebenen Kinderspielplätze eint, dass es alten Baumbestand gibt. Der Casinopark Baumgarten Etwas versteckt hinter der SPÖ-Zentrale Penzing gelegen und angrenzend an zwei Kindergärten befindet sich der Casinopark Baumgarten. Dieser umfasst neben einem Gehweg um einen Hügel rum, einem Fußballkäfig und einer Seilrutsche auch zwei direkt nebeneinanderliegende großzügige Spielplätze mit verschiedenen Kletter-, Rutsch- und Tobemöglichkeiten. Außerdem sind für die heißen Tage Sprühduschen und -fontänen auf dem vorgelagerten Rondell neu angebracht worden, die auf Anregen des Kinderparlaments entstanden sind. Kinder wissen eben, was gut für sie ist. Highlight des Spielplatzes ist das große Spiele-Schiff, das nicht nur über zwei tolle Rutschen und diverse unterschiedliche Kletter- …

Warum Langsamkeit zum Frühling passt

So. Ich gebe es zu, ich bin langsam. Auch wenn das nicht hipp ist. Ich mache viel und ich mache auch vieles gut und ordentlich, ich bin mit Herz dabei und auch mit Verstand, wenn ich was tue, aber ich bin eben nicht unbedingt schnell dabei. Ich brauche meine Zeit. Zumindest kommt mir das so vor, wenn ich zusehe, was andere noch so in ihren Tag reinpacken. Also mein Tag hat ein Ablaufdatum. Gegen Ende wird der immer kaugummiartiger und gibt sich ab einem gewissen Zeitpunkt sogar ganz auf. Okay, noch schnell eine Wäsche reinschmeißen oder den Kindern die Zähne putzen ist drin, aber dann noch großartig was Neues vom Stapel reißen, Fehlanzeige. Der fiese innere Rhythmus Im Sommer ist das besser, weil da sind die Tage länger, die Helligkeit bleibt und somit auch der Aktivitätslevel, aber im Winter oder im Übergang zum Frühling, keine Chance. Immer wenn ich über einen längeren Zeitraum gegen diesen inneren Rhythmus – gibt es so was? – angekämpft hatte und im wahrsten Sinne des Wortes dagegen gearbeitet habe, ging …

Die unglaubliche Geschichte von der Riesenbirne

Dieses Buch von Jakob Martin Strid hat alles, was es für ein Kinderbuch mit Kultfaktor braucht. Eine genial-fantastische Geschichte im Comic-Style, bunte wimmelige Bilder und jede Menge kindliches Abenteuer. Der Plot Die liebenswürdigen Protagonisten, der Kater Mika und der Elefant Sebastian, leben glücklich ein unaufgeregtes Leben in dem Küstenstädtchen „Glückshafen“. Bis eines Tages ihr geliebter Bürgermeister H.B., wie er von den Glückshafenbewohnern genannt wird, verschwindet und der zornige machthungrige Vizebürgermeister Knorzig die Geschäfte übernimmt. Doch dank einer eintrudelnden Flaschenpost gibt es Hinweise und Hoffnung, dass der geliebte Bürgermeister noch am Leben ist. Vorbei an schrecklichen Piraten und durch nebelschwarze Meere suchen Mika und Sebastian mithilfe von Professor Glykose die Geheimnisvolle Insel. Das dänische Glücklichmachbuch Das Buch des dänischen Autors und Illustrators Jakob Martin Strid strotzt vor Witz und einer Vorstellungskraft in Worten und Bildern, die direkt der Kinderfantasie zu entstammen scheint. Da können Birnen schwimmen und lassen Piraten mit sich verhandeln, Batterien gegen Melonen zu tauschen. Dabei wird ein Bild von Zusammenhalt, vom Glück der kleinen Dinge und einem positiven Wissenschaftsverständnis gezeichnet, das im Gegensatz …