Mit Kindern leben, Natur entdecken
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Wunderbare Jahre Kindheit

Kinder schwimmen im See

Es gibt sie. Diese Dinge, die uns glücklich seufzen lassen: „Ja, so muss Kindheit aussehen.“ Und dabei denken wir an Twinny-Eis, an Baumschaukeln und an Kinder, die gemeinsam und ohne elterliche Aufsicht durch die Natur streifen. So zumindest in der Theorie. Denn in der Praxis gibt es natürlich das elterliche Helikoptersyndrom, die ÖNORM, welche Baumschaukeln in Gemeinschaftsgärten untersagt, und sicherlich schon gehört, Eis soll ja nun auch wieder nicht sooo gesund sein.

Warum wir gegenhalten müssen

Wo liegt das rechte Maß? Das beschäftigt mich als Mama von Kleinkindern oft. Wann ist es gut in einen Kinderkonflikt einzugreifen und wann sollte ich besser noch zuwarten? Ist das gesunde Essen wichtiger oder das stressfreie gemeinsam am Tisch Sitzen? Lasse ich mein Kind öfter selber etwas ausprobieren, auch wenn es womöglich im Chaos endet oder gebe ich viel vor? Wieviel Eigenständigkeit traue ich meinem Kind zu und wieviel Sicherheit brauche ich als Mama oder Papa? Diese Frage steht übrigens hinter fast allem. Meine Erfahrung dazu: Es ist zwar Teil unseres Eltern-Jobs Gefahren richtig einzuschätzen, aber die Kinder haben meist deutlich mehr drauf als wir denken und sogar umso mehr, wenn wir nicht dauernd voreilig eingreifen.

Das elterliche Schiff manövrieren

Und was tun, wenn dann noch all die gesellschaftlichen Vorgaben ins Spiel kommen: was die ideale Körperentwicklung ist, was ein ausreichend sicheres Spielgerät ist, wo Kinder sich aufzuhalten haben und wo nicht. Und so kippt das eine Extrem der Vorgenerationen („einfach machen lassen“) gerne ins andere („Perzentilenüberwachung, TÜV-geprüfte Einheitsschaukeln und unzählige Vorschriften“), die längst jeglicher Bodenhaftung entbehren. So eine Art Helikoptersyndrom der Gesellschaft. Und irgendwo zwischen all den Erziehungsvorstellungen, den eigenen und der anderen, den persönlichen Schwerpunkten unserer Kinder und den allgemeinen Regeln manövrieren wir im Alltag rum und versuchen dabei nicht „aufzulaufen“. Die Kinder sind es wie immer, die uns da am meisten rausreißen, überraschen und (mit)begeistern. Juhuu, Land in Sicht!

„Ich kann das selber alleine“

Ein 3-jähriges befreundetes Kind war kürzlich bei unserer Tochter auf Besuch. Unbeobachtet von den Eltern spielten sie im Kinderzimmer nebenan. Als das Besuchskind Durst bekam, regelte das unsere ebenfalls 3 Jahre alte Tochter selbst. Sie fand eine im Raum befindliche Trinkflasche, befüllte sie im Badezimmer und gab sie dem Besuchskind zu trinken. Sie waren beide sichtbar stolz über ihre Eigenständigkeit. Da war die elterliche Sorge über die Corona-Keimverteilung schon fast vergessen. Immer wieder freuen wir uns daran, wie kreativ und selbstständig unsere Kinder sind. Mit unseren Kindern meine ich unsere leiblichen, aber auch die Kindergruppenkinder. Das sind diese glücklichen Momente, wo sich alles richtig anfühlt. Yes, so muss es sein.

Wo die Welt noch in Ordnung ist

Wenn unsere Kindergruppe alljährlich ein paar Campingtage im wild-romantischen Ottenstein verbringt, dann zeigt sich die hohe Selbstständigkeit der Kindergruppenkinder, die Wirkung „des anderen Umgangs“ und die Kraft von Gruppengemeinschaft, auch der Erwachsenen, in besonderer Weise. Die Kinder organisieren sich weitestgehend selbst, wobei die Größeren für die Kleineren Verantwortung übernehmen. Spontane Nachtwanderungen mit Taschenlampe, initiiert von den Bereits-Schulkindern werden ins Leben gerufen. Die Kleineren finden Spielgemeinschaften, laden sich wechselseitig in ihre Zelte ein und ihre Fantasie ist grenzenlos. Mit nur wenigen Worten lassen sie ganze Postämter entstehen und verteilen als Paketdienst Gegenstände von einem Zelt ins andere.

Die Sterne zum Greifen nah

Und alle sind hellauf begeistert von der Nähe zu den Elementen.
Dem Feuer. Erfahr- und erlebbar an der Grillstation über dem Lagerfeuer, die spürbare Hitze, am Tag danach die Staubigkeit der kalten Asche.
Dem Wasser. Beim Paddeln, Schwimmen und Wasserläufe bauen.
Der Erde. Beim Graben, Buddeln sowie Schnecken und andere Kriechtiere einsammeln.
Und schließlich der Luft – schon mal ein waschechtes Gewitteraufkommen hautnah miterlebt? Wie der Himmel sich verdunkelt, der Wind bläst und die Temperatur auf einmal umschlägt. Das ist Abenteuer pur. Da brauchst du nix mehr. Und wir alle wissen: da werden wir später noch lange zurückblicken und sagen: Wunderbare Jahre eben!

(c) Foto Julia Wesely

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