Sommerzeit heißt für viele ab ins Schwimmbad oder an den Strand. Vielleicht noch ein Cocktail dazu. Yeah! Für Eltern können die Sommermonate aber auch etwas ganz anderes heißen, nämlich „Yeah, endlich Gelegenheit das Kind trocken zu kriegen.“ Tja, so ändert sich die Perspektive.
Nackibutzi sein dürfen
Um überhaupt ein Gespür zu entwickeln, dass sich „da unten“ etwas tut oder tun könnte, ist es wichtig, dieses „Unten“ auch zu sehen und selbst spüren zu können. Im Sommer eben, wenn man auch mal nackt in der Wohnung oder im Garten rumlaufen kann. Wenn nicht mehr Schichten an Kleidung und Windeln über dem Geschlecht und dem Popo der Kinder liegen. „Im Sommer dann“ ist natürlich manchmal auch ein hilfreicher Aufschub, um sich nicht während des stressigen Berufs- oder Schulalltags damit befassen zu müssen. Denn Trockenwerden verlangt Aufmerksamkeit und Zeit. Je nach Kind sogar viel Aufmerksamkeit und Zeit. Meist kann man sich auch wieder auf ein paar unterbrochene Nächte einstellen, wenn Bettzeugwechsel angesagt ist.
Der Zeitfaktor
Nicht zu sehr drängen, aber doch immer wieder Angebote setzen, ist als Impulsgeber hilfreich: „Magst du auf’s Topfi? Musst du Lulu? Kommt ein Gaggi?“ Dann braucht es aber auch die „richtige Zeit“ für das Kind zu sein. Ist es schon bereit? Da ticken die Kinder sehr unterschiedlich. Während ein Kind schon mit 1,5 Jahren sich interessiert zeigt, wollen andere mit 3 Jahren noch längst nichts von dem Thema wissen. Sie finden es sogar „unheimlich“, wenn doch mal was aus Versehen rauskommt. Vielleicht will das Kind auch den „Baby-Status“ noch nicht aufgeben? Hier gilt es wohl sanft zu zeigen, dass man nicht auf alle Baby-Privilegien verzichten muss, bloß weil die Windel ab ist. Oft geht es dann überraschend schnell. Tja, sobald die nächste Freiheit erkannt wird…
Der je eigene Weg
Wer ein Kind hat und denkt, er weiß, wie’s funktioniert, der darf sich beim zweiten dann noch mal ganz neu ausrichten. Klar, die Infrastruktur passt, Topferl da, Aufsitz für’s Klo vorhanden, vielleicht noch ein paar schicke Windelhosen oder was so beim ersten Mal gut geklappt hat. Um ehrlich zu sein, all die Dinge hätte ich bei Kind Nummer 2 auch getrost wem weitergeben können. Das Topferl wird mit einem Blick gestraft, als hätte es meiner Tochter persönlich etwas angetan. Den Aufsitz für’s Klo samt Leiter erfasst sie maximal als weiteres williges Kletterobjekt (klar ist schon eine Stufe abgebrochen, weil nicht für den Zweck gedacht). Und die Hosenwindeln sind scheinbar nur mehr der pure Hohn. Da hilft ausschließlich Schreien und Toben.
Das Ineinander von Eltern- und Kinderbedürfnissen
Manchmal kommt es mir so vor, als wären mein Kind und ich auf einer Art Meeresreise unterwegs. Wir sind wie zwei Wellen, die ineinander- und dann wieder auseinanderwogen. Das gilt übrigens für beide Kinder, aber jeweils für sich, sozusagen zwei unterschiedliche Mutter-Kind-Meere. Manchmal wird mir die Innigkeit und Enge zu viel, dann will ich die Welle etwas zurückdrängen, weil ich mehr Luft und Raum brauche. Manchmal geht der Wunsch nach mehr Unabhängigkeit auch stärker von meinem Kind aus. Dann wieder, wenn mein Kind auf einmal einen großen Selbstständigkeitsschub macht, würde ich es am liebsten wieder einsaugen, ganz in meine Welle reinziehen. Nur läuft das so oft auch nicht. Und so stellen wir uns neu aufeinander ein und finden einen neuen Schaukelrhythmus, der für beide Seiten passt. Das ist dann schön.
Fix ist nur, dass nichts fix ist
Eine Supermarktkassierin hat mich kürzlich auf eine neue Idee gebracht. Ich hievte den Windelpack lustlos auf’s Förderband mit dem Kommentar, dass das hoffentlich endlich der letzte Windelpack ist, den ich einkaufen muss. Daraufhin meinte sie, dass ihre Kinder immer nur auf’s „richtige Klo“ (= Erwachsenenklo) wollten und auch, dass sie sie eine Zeit lang gerne beim Toilettengang begleitet hätten. Vorbildlernen sozusagen. Also das mit dem Klo begleiten war meiner Tochter ziemlich „wurscht“, außer dass es in ein Spiel ausartete, unendlich viele Stücke an Klopapier abzutrennen. Aber das große Klo zu erklimmen hat der Kletterbegeisterten getaugt. Und vielleicht auch dem großen Bruder etwas nacheifern?
Aber draußen im Freien es einfach laufen zu lassen ist scheinbar überhaupt das Allerbeste zu sein. Wir tasten uns also heran. Jetzt warte ich nur mehr sehnsüchtig auf den Sommerurlaub am See, weil einmal etwas mit dem Kescher rausfischen, in den Genuss kommt doch wohl jedes Elternteil.😉