Future Living, Gemeinwohl
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Wenn Geld schon arbeitet, dann hoffentlich für das Richtige

Seit zwei Jahren befasse ich mich intensiver mit dem Thema „Geld und Nachhaltigkeit“ und seit einem halben Jahr fast ausschließlich. Was zunächst aus privatem Interesse begann, wurde bald zu (m)einer Passion. Und das hätte ich nun wirklich nie gedacht, denn zunächst hielt ich Geld entweder für ein reines Mittel zum Zweck, um Essen kaufen zu können, die Miete zu bezahlen oder sich was Schönes zu leisten bzw. für ein staubtrockenes Thema.

Geld und Gemeinwohl

Inzwischen bin ich aktives Mitglied in der Genossenschaft für Gemeinwohl, besitze ein Gemeinwohlkonto und schreibe liebend gerne über Geld, genaugenommen über „nachhaltiges Geld“ und „Geld für Gemeinwohl“. Das Gemeinwohlkonto garantiert mir, dass alles, was an Geld auf meinem Girokonto liegt, von der Bank ausschließlich für gemeinwohlbezogene Projekte verwendet wird. Die Mitgliedschaft in der Genossenschaft lässt mich dabei viele Zusammenhänge besser verstehen.

Der Anfang beginnt im Kopf

Ich löchere neuerdings meine Kundenbetreuerin bei der Bank – noch ist sie geduldig – mit Fragen zu „grünem Sparen“ oder „ethisch-nachhaltiger Veranlagung“. Nachhaltig im Sinne von ökosozial motiviert und dennoch auch mit einer klassischen Zinsbildung bzw. Rendite. Hätte ich doch einiges nur schon früher gewusst und mich schneller aus meiner Bequemlichkeitszone gelöst. Warum wir Dinge nicht eher in Frage stellen und verändern? Ich denke, weil Veränderung ein Aufwand ist und mühsam und wir eh schon mehr als genug Ansprüche unter einen Hut bringen müssen.

Leichter als gedacht

Umso cooler, wenn man dann drauf kommt, dass es im Grunde gar nicht schwierig ist. Oft braucht es nur den ersten Schritt … Zum Beispiel kann man auch einfach mal bei seiner Hausbank nach grünen Sparmöglichkeiten nachfragen. Geht schnell. Kostet nix. Und inzwischen wird man für solche Fragen auch gar nicht mal mehr mit diesen großen Augen angeschaut, als wäre man frisch vom Mars gelandet. Und selbst mein Wechsel vom vorherigen Konto zum Gemeinwohlkonto war im Grunde denkbar unspektakulär. Die neue Bank ist ja am Wechsel interessiert und berät und unterstützt demnach bereitwillig.

Von der Passivität in die Aktivität

Was kann die Triebfeder für die Beschäftigung mit Geld sein? Bei mir waren es so kleine Aha-Effekte, die sich summiert haben. So ein bisschen wie im Film „Matrix“. Man schaut immer auf das gleiche Bild, die gleiche Umgebung, aber auf einmal tun sich kleine Löcher auf, kleine Risse, die uns kurz innehalten lassen und es kommt zu Verschiebungen in der Wahrnehmung. Hmm, was ist da(s) genau? Zum Beispiel fragte ich mich, warum bei einer Überweisung mein Geld immer augenblicklich vom Konto abgebucht ist, aber, wenn mir wer was überweist, ich oft ein bis zwei Tage – die ominösen ein bis zwei Tage – warten muss. Was macht das Geld in der Zwischenzeit, geht es auf Reisen?

Im Einklang mit meinen Werten

Ein andermal hat mir eine frühere Kundenbetreuerin einen kleinen Spar-Fonds vorgeschlagen. Auf meine Frage, was das genau ist, bin ich dann drauf gekommen, dass ich eine Kosmetikfirma da unter anderem mitunterstützen würde, von der ich echt wenig bis gar nichts halte. Also warum sollte ich das tun? Und wieder ein andermal habe ich entdeckt, dass wir als Familie beim Essen, bei Transport und Hygieneprodukte so gut es geht den Wert auf Nachhaltigkeit legen und dann interessiert es uns so rein gar nicht, wie nachhaltig unsere Geldflüsse sind?

Gibt es Bio-Geld?

Kann Geld bio sein? In der Finanzsprache heißt es dann eher „nachhaltig“ oder „Grüne Finanzprodukte“ und es gibt tatsächlich so etwas wie einen Kriterienkatalog, der erfüllt sein muss, um eine Art Nachhaltigkeitssigel zu erhalten. Nicht ganz unähnlich zum Bio-Zertifikat, nur heißt es in der Finanzwelt ESG-Kriterien. Es geht um die drei nachhaltigen Verantwortungsbereiche von Unternehmen: Enviromental (Umwelt), Social (Soziales) und Governance (Unternehmensführung), die messbar und vergleichbar sein müssen.

Crowdfunding

Und dann gibt es auch noch andere Formen von Finanzierungen, die alternativ genannt werden, wie etwa das in den letzten 10 Jahren immer populärer gewordene Crowdfunding bzw. Crowdinvesting. Hier investieren viele gemeinsam – die „Crowd“ – einen für den Einzelnen nicht so hohen Betrag in innovative Start-ups, soziale Vereine bzw. Kulturschaffende, um diese zu unterstützen, eine Projektidee umzusetzen. Das wird über Online-Plattformen organisiert, ist in gewisser Weise recht niederschwellig und ermöglicht einen direkten Austausch zwischen Anleger*innen und Projektteam. Crowdfunding, so spannend, hat einen eigenen Blogbeitrag verdient. Ich arbeite daran.;-)

Holy Matrix

Kurzum: Geld kann gestaltet werden. Es wartet im Grunde nur darauf, aus der Masse der Fremdverwaltung und/oder Sich-selbst-überlassen-seins herausgehoben zu werden.

Aber ihr braucht euch nicht zu fürchten, ich bin weit davon entfernt euch in die Seele zu sprechen, noch glaube ich an die eine Wunderwuzzi-Lösung. Und ich bin auch nicht dafür, dass wir uns insgesamt nur reduzieren sollen. Wem soll das helfen? Außerdem wird den Einzelnen durch die hohe Inflation sowieso viel auferlegt. Aber vielleicht geht es zunächst einfach nur darum, einen Moment länger auf einen Punkt zu blicken. Tut sich da was auf?

Denn wenn Geld schon arbeitet (und das tut es bekanntlich immer), dann hoffentlich für dich und deine Überzeugung und auf lange Sicht sogar der Inflationsbelastung entgegen …

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