Wer bereits so oft im Leben umgezogen ist wie mein Mann und ich, darf wohl als Umzugsprofi gelten. Doch dieses Mal wollen wir es so richtig richtig machen. Um uns nicht wieder in einen katastrophalen Stress hineinzubefördern, von dem wir uns im Nachhinein wochenlang erholen müssen. Frühzeitig bis vorzeitig loslegen und jede Hilfe annehmen, die wir kriegen können und auch die, die wir nicht kriegen können.;-) Das haben wir uns das letzte Mal geschworen …
Mein neuntes Zuhause
Das neue Familienzuhause wird unsere vierte gemeinsame und meine insgesamt neunte Wohnung nach dem Auszug aus meinem Kindheitszuhause mit 18 Jahren sein. Das „Chambre de bonnes“ (= Dienstmädchenzimmer) während meines Studienaufenthaltes in Paris rechne ich übrigens mit ein. Immerhin wohnte ich dort im 7. Stock ohne Lift für fast ein Jahr. Meine bislang sportlichste und mit 8 qm und WC am Gang zugleich schlichteste Bleibe. Dennoch wundervollste Erinnerungen. Die jetzige Wohnung wiederum, eine Drei-Zimmer-Wohnung mit Gartenbalkon, werden wir für ganze fünfeinhalb Jahre bewohnt und belebt haben. Unser zweites Kind ist hier zur Welt gekommen, hat in der Wiege am Balkon dem Blätterrauschen zugeschaut und unser Großer wuchs in den Jahren zu einem Volksschüler heran …
Risiken und Nebenwirkungen von Umzügen
Jeder Umzug birgt allerdings auch einige Risiken und Nebenwirkungen, insbesondere, dass trotz allerbester Planung sich Stress und Chaos nicht ganz vermeiden lassen. Es liegt nämlich in der Natur der Sache. Eine Übersiedelung verlangt volle Aufmerksamkeit und viele Ressourcen: vor allem Zeit, Geld und Nerven. Obwohl Monsterprojekt, wird es meist neben dem „normalen Alltag“ abgewickelt und zeitgleich gibt es auch viele externe Unsicherheitsfaktoren wie etwa: sind die Möbelpacker rechtzeitig da? Findet sich eine Parklücke vor dem neuen Haus? Wann erhalten wir die Schlüssel? Was sagt der Vermieter zum Zustand der „alten Wohnung“ – alles okay? Kurzum: Umziehen ist immer auch ein wenig Abenteuer! Dabei gilt:
Je besser geplant und dennoch situationsoffen man ist , umso besser wird man dieses Abenteuer bestehen.
heldinimchaos
Unsere wichtigsten Learnings aus den vergangenen Übersiedlungen:
- Umziehen ist kein Nebenjob. Er fängt schon Wochen oder Monate vorher an. Und der Umzug endet im Grunde erst ein Jahr nach tatsächlichem Bezug. Erst dann ist man so richtig angekommen. Übrigens alles, was bis zu einem Jahre nach Bezug nicht ausgepackt wurde, wird in Kisten bleiben.
- Um Unterstützung fragen und Hilfe annehmen. Jede gelieferte Bananenschachtel, jede angebotene Kinderbetreuung, jeder putzfreudige Freund, jede spachtelwillige Schwester: sag ja und danke! Hilfe ist so kostbar, auch für das Gefühl, nicht allein alles stemmen zu müssen.
- Etwas Puffer einplanen spart Nerven. Wenn es finanziell irgendwie möglich ist, dann die alte und neue Wohnung mindestens 4 Wochen parallel laufen lassen. Es gibt immer mehr zu tun, als man denkt. Vor allem, wenn man eine Familie ist. Jede Person mehr bedeutet nämlich auch mehr Zeug. Und es braucht Kinderbetreuung.
- Möbelpacker*innen engagieren. Wenn auch ein Großteil der Einrichtung mit übersiedelt wird, sind Umzugsunternehmen eine gute Investition. Die haben das entsprechende Knowhow und Equipment und bringen jede Menge Muskelkraft mit.
- Vorab ausmisten so gut geht. Je weniger da ist, umso weniger muss übersiedelt werden. Irgendwie eh logisch und doch häufig der schwierigste Punkt: das Sich-Trennen. Die Übersiedelung ist immer ein guter Moment, um ehrlich mit sich zu sein: was sind bloße „Lager-Leichen“ und was brauche ich wirklich? Verkaufs-Börsen für Gebrauchtes oder sozial-karitative Organisationen sind gute Abgabestellen.
- Ein Nachsendeauftrag für mindestens 3 Monate einrichten. Damit keine wichtige Post verloren geht. So habt ihr gemütlich Zeit, um Adressänderungen bekannt geben. Bei den wichtigsten Stellen, etwa Bank, Versicherung, Ämter (insbesondere Meldeamt) sollte die Bekanntgabe der neuen Adresse möglichst rasch erfolgen.
- Nicht zu unterschätzender Faktor: die emotionale Arbeit. Selbst wenn ihr euch bewusst für die neue Wohnung entschieden habt, ihr verlässt auch ein Zuhause. Daher gute Übergangsrituale gestalten, das neue Zuhause gemeinsam gemütlich einrichten mit bekannten Gegenständen und immer wieder ein offenes Ohr für Zeiten der Trauer und des Abschieds haben.
Oft keksen wir uns beim Siedeln daher an, weil wir nur die äußere Arbeit sehen, aber den inneren Stress übersehen, der sich dann postwendend im Außen entlädt.
heldinimchaos
Um mich selbst frühzeitig auf den bevorstehenden Umzug einzuschwören und die Zeit des Wartens zu überbrücken, habe ich zwei Grafiken erstellt. Keine Ahnung, ob die Time-Line so hält und fragt mich bitte erst nachher, ob ich meine klugen Ratschläge auch selbst beherzigt habe.
Wir nehmen euch aber auf alle Fälle auf Social Media ein bisschen mit auf unser Umzugsabenteuer. Schließlich wird das Siedeln ein paar Wochen unseren Familienalltag aber so was von beeinflussen. Zum Beispiel planen wir aktuell für August einen Garten-Flohmarkt!!
Sagt mal: Seid ihr auch schon oft übersiedelt oder mehr die Abteilung „stabile Langzeit-Homebase“?