So, jetzt denke ich fast schon täglich daran. Eine nicht mehr weg zu leugnende innere Unruhe hat mich ergriffen. Wann geht es bitte endlich los? Wann fällt der Startschuss? Ich würde am liebsten sofort loslegen mit dem Umzug. Also nicht weil Siedeln so megatoll ist, aber weil die Freude auf die neue Wohnung von Tag zu Tag größer wird und auch weil wir es endlich hinter uns bringen wollen. Nicht nur den Umzug, sondenr auch den Wartemodus, das Dazwischen, weil zwischen alt und neu zu verweilen ist gefühlsmäßig das Schlimmste.
Die Gefühle kommen mit
Moment mal. Natürlich ist es auch das Allerwichtigste. Denn wir brauchen ja auch Zeit. Zum innerlich verabschieden und dass all unsere Gefühle hinterherkommen können. Da gibt es aktuell nämlich auch ganz schön viele. Unsere Tochter war erst mal erschüttert von dem Gedanken aus der aktuellen Wohnung wegzuziehen, ist das doch hier ihr erstes Zuhause mit noch dazu lieber Nachbarsfreundin. Unser Sohn hingegen hat sofort die Vorteile ins Visier genommen („Endlich ein eigenes Zimmer.“) Und beide haben recht. Es ist schön und traurig zugleich.
Der Kurs ist gesetzt
Zögern, Wankelmut und die Sorge, einen Fehler zu machen, all das gehört wohl dazu, wenn man sich entschieden hat und sich auf ein Umzugsabenteuer einlässt. Im Grunde trifft das auf alle Änderungen zu, die mit einem äußeren oder inneren Standortwechsel zu tun haben. Es lässt sich ja auch schlecht vorhersehen, was kommt und am gewohnten Fleck ist doch alles so fein bekannt. Das gibt Sicherheit. Als Abschieds- und Übergangsritual überlegen wir gemeinsam, was alles unbedingt mit muss…
„Mama, können wir die Wände auch mitnehmen?“
Unsere Tochter, 4 Jahre
Abschied vom Baumhaus
Und wir genießen noch mal in vollen Zügen und bewusst alles, was wir hier so lieben. Denn genau so in der Form wird es nicht mehr/ nie wieder sein. Jeder neue Ort birgt neue verwunschene Geheimnisse, neue Geschichten und neue Menschen. In unserem jetzigen Fall ist es der Ausblick auf ein paar sehr besonders mächtige Bäume. Eine Fichte mit gelegentlichem Besuch vom Buntspecht hat es uns besonders angetan. Was wird es dann sein?
Kinderentwicklung läuft ähnlich ab
So muss es unseren Kindern in ihren Entwicklungsphasen in etwa auch gehen. Huch, da kommt was Neues, das ist spannend, interessant, attraktiv, ich sehe es schon ein bisschen. Aber hallo, hier wo ich jetzt gerade bin und stehe ist es doch sehr fein und kuschelig. Da kenne ich kenne mich aus und kann alles so gut. Und da(s) soll jetzt weg? Ui, das wirbelt meine Gefühle aber ordentlich durcheinander. Ich verstehe mich nicht mehr und wie steht es mit den anderen? Können die mir helfen, können die mich verstehen?
Wir nehmen uns immer selber mit …
In unserem Fall wechseln wir nicht so radikal das Fell. Wir werden nicht älter und lernen auch keine neue Kompetenzen. Von der Umzugskompetenz abgesehen. Wir häuten uns nicht und verpuppen uns nicht und kommen auch nicht als etwas ganz anderen hervor, als wir sind. Ganz im Gegenteil. Wir werden uns so was von offenbaren, in dem was wir sind. Spätestens, wenn die Nerven dünn werden, bei Karton Nummer 20 wird sich unsere Konfliktfähigkeit zeigen. Und wir nehmen uns ja auch immer selber mit an den neuen Ort. Und dennoch ist ein Ortswechsel auch immer die Chance auf Veränderung. Wollen wir minimalistischer unterwegs sein oder im Gegenteil, uns endlich ausbreiten? Gehen wir offensiv auf unsere Nachbar*innen zu oder halten wir uns besser zurück? So spannend. Ende Sommer soll es soweit sein. Ich freu mich drauf.