Ja, es kann manchmal viel sein. Also viel Zeug. Es steht oder liegt rum und es glotzt dich an. Wirklich. Zeug kann glotzen. Zumindest fühlt es sich so an. Das bereits in Doppelreihen gebaute Bücherregal, die Rechnungsstapel, die auf die Steuereinreichung warten, die Schranktür, die sich nur mehr auf eine gewisse Weise öffnen lässt, weil sonst alles rauskippt, die zig angefangenen Shampoopackungen und die Berge an Kinderkleidung, aus der sie wieder einmal rausgewachsen sind. Soviel Zeug. Und doch zögerst du loszulegen. Soll das nun bleiben oder gehen? Schwierige Entscheidung. Man könnte es ja vielleicht noch mal brauchen…
Für was und wen eigentlich?
Naja, das wird sich wohl noch weisen. Und überhaupt wegschmeißen, na bitte, die liebe Umwelt. Da schon besser verschenken. Aber an wen?? An Bekannte, Freund*innen oder Verwandte oder doch in die Caritas-Sammelstelle bringen? Und da sich das eben nur manchmal weist und manchmal auch nicht und in jedem Fall viel Sortierarbeit bedeutet, stehen dann Säcke mit ausrangierten Dingen rum, aber eben wieder rum. Bis die mal ausgeliefert sind, frage nicht. Denn das müsste ja auch wer tun und weil das dann doch letztlich wieder dieselben Unentschiedenen von vorher sind, geht das immer so weiter und so weiter. Da lobe ich mir so Vereine wie unsere elternverwaltete Kindergruppe: da kann ich Verschiedenstes unkompliziert einstellen und irgendwer freut sich immer. Oder unsere Hausgemeinschaft. Schnell mal bei den Postkasteln zur freien Entnahme deponieren und gut ist.
„Weg damit!“ – Welch Befreiungsschlag
Doch wie befreiend das sein kann, sich zu lösen und tabula rasa zu machen, das brauche ich wohl keiner/keinem zu erzählen. Herrlich. So passiert in den Herbstferien. Gut, wir haben nicht bei uns zu Hause klar Schiff gemacht, sondern einen Raum in einem alten Haus ausgeräumt, der uns als Zwischenlager diente. Weil eh schon wissen: könnte man ja noch brauchen. Aber wenn etwas 10 Jahre in einem Lager war und nicht gebraucht wurde, dann kann man schon ein ganz klein bisschen davon ausgehen, dass „der Gebrauchsfall“ wohl eher nicht mehr eintreten wird. Und was heißt schon brauchen?? Und so haben wir frisch und frei weitergeben, haben weggeschmissen, was nicht mehr zu retten war und uns am Schluss erlöst und befreit auf die leeren Kisten gesetzt. Was für ein Glück.
Platz für Neues?
Dinge dürfen gehen und Neues kann beginnen. Da ist auf einmal Platz. Vielleicht keine große Weisheit, aber man muss das schon immer wieder mal erfahren. Und mit Platz meine ich nicht unbedingt Platz für neues Zeug, sondern Platz für alles Mögliche. Zum Beispiel Platz für mehr Lebensraum, neue Ideen oder einfach nur ein neues Hobby. Göttlich. Und ich liebe es und mein Schlaf wohl auch, wenn das Schlafzimmer mehr nach Feng Shui denn nach Rumpelkammer aussieht. Vintage-Liebhaber*innen aufgepasst: Wenn dann bloß das neue Hobby nicht wieder „alte Gegenstände sammeln“ ist… Schluck.
Die allgegenwärtige Versuchung für Vintage-Liebhaber*innen
Also ich persönlich habe mich beim Ausräumen des alten Hauses wirklich zurück gehalten und nur ein paar ganz ganz wenige Dinge mit zu uns genommen. Das waren eine alte Kamera – die ich noch weitergeben möchte, eine Lupe, die zum Glük voll wenig Platz braucht und ein paar altmodische Geschirrteile – bei schönem Geschirr werde ich leider immer schwach – und eine einzige Kommode aus Uromas Zeiten… Irgendwo muss man das neue Geschirr ja auch verstauen, nicht wahr? Kürzlich hörte ich in einem Radiointerview mit einer Sammlerin von alten Gegenständen, dass nicht alles einen Zweck erfüllen muss. Es darf auch einfach das Herz erfreuen. Auch wieder wahr denk ich mir und blicke zufrieden auf den ebenfalls ergatterten Brieföffner.
Und wer weiß. Vielleicht fange ich sogar wieder an echte Briefe zu schreiben. So mit Füllfeder und Briefkuverts und allem drum und dran …