Kinderbackstube
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Marmorkuchen

Zunächst eine kleine Kochbuch-Story von mir. Wer gleich zum Rezept will, einfach runterscrollen!

Also gut. Cross fingers und Hand auf’s Herz: wer kennt es noch: „Mein erstes Kochbuch“, den Klassiker der deutschen Hauswirtschaftslehre? Oranges Cover, ein gezeichneter Holzlöffel mit weißer Schürze und Kochhaube, davor ein schwarzer Kochtopf. Klingelt es? Vielleicht hast du es auf der Küchenablage von Oma erblickt oder ist es im Regal deiner Eltern gestanden? Abertausende junge Frauen (und vermutlich auch vereinzelt Männer) gingen wohl durch die Schule dieses für den Haushaltungs-Unterricht bestimmten Lehrwerks von Anna Müller und Olga Walser.

Ende der 1960er Jahre erstmalig für den österreichischen Unterricht zugelassen, lässt es sich bis heute in Neuauflagen erwerben. Warum erzähle ich euch das alles? Weil „mein“ Marmorkuchenrezept aus exakt diesem Buch stammt und ich dieses Einführungswerk in die Kochkunst und Servierkunde ehrlich liebe und verehre. Andererseits habe ich auch ein zwiespältiges Verhältnis zu diesem Lehrwerk der rechten Haushaltsführung. Denn es ist Beweis der langen Geschichte der „Hausfrauisierung“ von Frauen, insbesondere im zweiten Teil zur Servierkunde. Die überaus antiquierten Aussagen zur vorbildlichen Hausfrau und ihren vorrangingen Aufgaben haben viele Frauen, in den 1970er Jahren und weit in die Gegenwart hinein, für ein reines Hausfrauendasein vorbereitet. Klar, können wir heute über so manches schmunzeln.

„Familienfeste sollen nie übersehen werden. Feste wie Geburtstage, Weihnachten, Ostern u.a. geben der Hausfrau Gelegenheit, den Familientisch festlich zu gestalten.“

Oder auch:

„Mit fraulichem Geschick, mit Phantasie und gutem Geschmack läßt sich auch mit wenig Mitteln eine Einladung nett gestalten.“

Aber auch für Überraschungsgäste werden der Hausfrau einige Hinweise mitgegeben:

„Bekommen wir unerwartet Besuch, den wir zum Mittag- oder Abendessen einladen, so werden wir eben ein oder zwei Gedecke mehr auflegen. Unser weißes Tischtuch, ein paar Blumen, vielleicht ein Glas Wein machen ohne große Mühe unseren Familientisch zum Gästetisch. Wollen wir etwas Besonderes bieten, so bereichern wir vielleicht unseren Speisezettel durch eine bunte Salatplatte, durch Obst oder Kompott. Zum Abschluss geben wir noch ein Tässchen Mokka und ein paar Backereien aus unserem Vorrat und wir können sicher sein, dass sich unsere Gäste wohl fühlen.“

Ich finde das übrigens ganz und gar nicht doof. Was den Inhalt anbelangt ist das Buch eine Fundgrube, wenn man es um ein paar überholte Dinge, wie das große Wertlegen auf Etikette, „entstaubt“ oder auch die alleinige Anrede an die „gute Hausfrau“ beiseite stellt. Denn hinsichtlich Vorrathaltung, sparsamen Umgang mit Lebensmitteln, gelebter Gastfreundlichkeit und der nützlichen Einführung in Küchenbegriffe ist das Buch top. Und erst die Rezeptsammlung. Ihr findet darin alles an österreichischen Küchenklassikern, von „Rindsrouladen“ über „Geröstete Knödel“ bis hin zu jeder Menge Suppen, Soßen und Mehlspeisen. Das Erste Kochbuch ist ein wahrlich tolles Nachschlagewerk dank der Pionierleistung von klugen Hauswirtschaftslehrerinnen und ihrer reichen Küchenerfahrung.

Nehmt das Buch also einfach so, wie es aus heutiger Sicht vielleicht sinnvoll ist: als eine interessante Zeitdokumentation der Lebenswelt unserer Mütter und Großmütter und zugleich eine nützliche Rezeptsammlung mit zeitlosem Küchenwissen.

Für uns habe ich das Marmorkuchen-Rezept „kinderbackfreundlich“ ausformuliert, außerden hinsichtlich Mengenangabe an unsere gängige Kuchenform („Königinnenform“) angepasst.

Marmorkuchen

  • 15 dag Butter
  • 5 Eier
  • 1,5 Schalen Zucker
  • 1,5 Schalen Milch
  • 3 Schalen Mehl
  • 3/4 Packung Backpulver
  • gemahlene Vanille (ersatzweise Vanillezucker)
  • 3 EL Kakao, 3 EL Milch (für die kakaobraune Marmorierung)
  1. Zunächst die Kuchenform mit Butter und Bröseln vorrichten. (Wir verwenden eine runde Kranzform wie auf der Abbildung.)
  2. Die Butter wird flaumig gerührt, mit Dottern, Zucker und etwas Milch abgetrieben.
  3. Das Eiweiß wird steif geschlagen und zur Seite gestellt.
  4. Dann wird das mit Backpulver vermischte Mehl mit Gewürz und Milch eingerührt. Wobei ich hier das Backpulver mit dem Mehl gemeinsam siebe, um eine bessere Verteilung vom Backpulver sicherzustellen. (Der Kuchen soll schön und gleichmäßig aufgehen).
  5. Zum Schluss wird der festgeschlagene Schnee leicht daruntergehoben.
  6. 1/3 der fertigen Teigmasse wird mit in Milch gelöstem Kakao vermischt und mit der weißen Masse abwechslungsweise in die Form gefüllt. Zuerst weiß, dann braun, dann weiß. Wer mag, kann mit einer Backnadel durchziehen, um die Farben noch mehr zu mischen.
  7. Die Masse wird in der mit Butter und Bröseln vorgerichteten Form ca. 60 Minuten bei 170 Grad Ober- und Unterhitze gebacken. Stichprobe nach 50 Minuten.

Backen mit Kindern: Kinder können bei der Zubereitung dieses Kuchens sehr gut helfen. Einzig ist darauf zu achten, dass nach der Einarbeitung des Backpulver-Mehl-Gemisches die weiteren Schritte rasch durchgeführt werden, um zu verhindern, dass das Backpulver zu früh reagiert. Toll ist, wenn ihr im Backrohr beobachten könnt, wie sich kleine Bläschen im Teig bilden.

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