Month: März 2022

Von überschießenden Pollen und einem Kanalisations-Rendevouz

Letzte Woche war eine typische Chaos-Woche. Kulminiert ist das ganze dann im Versenken einer Kontaktlinse im Abflussrohr. Aber begonnen hat es schon viel früher. Und schuld daran war natürlich der März.Wieso das so ist? Weil März ein betrügerischer Monat ist. Einer der ganz fiesen Sorte. Findet ihr nicht auch? Er schenkt uns frische Lebensenergie und baut dann zig Hürden ein. Zum Beispiel so: Er gibt uns das Gefühl, dass es ach schon so fein warm ist, und dann ziehen wir uns viel zu kalt an und hängen da: mit Schnupfen oder Husten oder einer verkühlten Blase. Alles und am besten jetzt Doch noch viel schlimmer ist das unbändige Aufbruch-Gefühl, das er uns gibt. Jaja, jetzt können wir a l l e s machen und a l l e s schaffen, endlich die hundert Dinge angehen, die wir uns vorgenommen haben, das neue Hobby, die Gartenvorarbeiten, frische Arbeitsprojekte. Und nebenbei am besten alle treffen, die wir schon soooo lange nicht mehr gesehen haben. Wann waren wir eigentlich das letzte Mal gemeinsam in Schönbrunn oder auf einen …

Wut tut gut?? Wutbücher wissen mehr

Hallo liebe Wut! Ich hasse dich, ich liebe dich. Du bist mir größtes Ärgernis, doch ohne dich hätte ich wiederum vieles nicht erreicht. Jedenfalls haben du und ich ein Thema, das merk ich wohl. Bist du nun echt meine Freundin, wie Wut-Pädagog*innen gerne behaupten? (So etwa gehört und gelesen bei Ruth Abraham oder Kathrin Hohmann.) Oder darf ich getrost weiter auf dich wütend sein, weil du mich so anstachelst, so schwarzmalerisch werden lässt und mich auf Distanz bringst zu all den anderen? Und wenn auch nur für einen Moment. Und erst die Scham danach, das schlechte Gewissen nach einer Schimpforgie … Gut, seit der Wutbürger schick wurde und der Gutmensch/die Gutmenschin nun auch mal auf den Tisch hauen darf, geht es mir schon bedeutend besser. Hätte es die „Climate Change“-Bewegung ohne Wut je gegeben?? Und so erlebe ich eine allmähliche Annäherung an die Wut, die mich seit frühesten Kindheitstagen begleitet und die ich so schön regelmäßig bei meinen eigenen Kindern wiederentdecken darf. Häh, ist Wut etwa vererbbar? Oder ist Wut einfach allgegenwärtig, aber der Umgang …

Marmorkuchen

Zunächst eine kleine Kochbuch-Story von mir. Wer gleich zum Rezept will, einfach runterscrollen! Also gut. Cross fingers und Hand auf’s Herz: wer kennt es noch: „Mein erstes Kochbuch“, den Klassiker der deutschen Hauswirtschaftslehre? Oranges Cover, ein gezeichneter Holzlöffel mit weißer Schürze und Kochhaube, davor ein schwarzer Kochtopf. Klingelt es? Vielleicht hast du es auf der Küchenablage von Oma erblickt oder ist es im Regal deiner Eltern gestanden? Abertausende junge Frauen (und vermutlich auch vereinzelt Männer) gingen wohl durch die Schule dieses für den Haushaltungs-Unterricht bestimmten Lehrwerks von Anna Müller und Olga Walser. Ende der 1960er Jahre erstmalig für den österreichischen Unterricht zugelassen, lässt es sich bis heute in Neuauflagen erwerben. Warum erzähle ich euch das alles? Weil „mein“ Marmorkuchenrezept aus exakt diesem Buch stammt und ich dieses Einführungswerk in die Kochkunst und Servierkunde ehrlich liebe und verehre. Andererseits habe ich auch ein zwiespältiges Verhältnis zu diesem Lehrwerk der rechten Haushaltsführung. Denn es ist Beweis der langen Geschichte der „Hausfrauisierung“ von Frauen, insbesondere im zweiten Teil zur Servierkunde. Die überaus antiquierten Aussagen zur vorbildlichen Hausfrau und …

Ein bisschen Stockholm-Anzeichen habe ich schon

Irgendwie juckt’s mich in den Fingern. Ich möchte euch schreiben von so vielem, was ich in den letzten Wochen erlebt, gelesen und gebacken habe. Zum Beispiel türmen sich Bücher zu Wut auf meinem Nachtkasterl und dann gibt es neuerdings auf einmal auch irrsinnig viel Musik in meinem Leben. Überraschend ist das und überraschend schön noch dazu. Aber erst mal muss ich Folgendes verdauen: „Ich bin wieder draußen.“ Heimquarantäne überstanden. Klingt irgendwie fantastisch. Ist es wohl auch. Fühlt sich bloß nicht so an. Normalerweise fühle ich mich nach einer durchgestandenen Krankheit wie neu geboren. Die Haut glänzt, das Charisma auch – zumindest bilde ich mir das ein – und ich strotze nur so vor Energie. Und jetzt? Soll ich überhaupt raus? Wie ist es da draußen und sind da nicht viel zu viele Leute? Ich nehme erste Stockholm-Anzeichen an mir wahr … Schrittweise Öffnung Wenn man zwei Wochen „eingesperrt“ war, ehrlich, da wird man schon ein wenig eigen. Erstes Mal wieder die Tür aufsperren: Wenn ich sie ganz schnell und leise auf- und zusperre, wird’s schon …