Die Wut, die bleibt oder Coronas lange Schatten
Lange habe ich mich nicht an ein „Coronabuch“ herangewagt. Zu nah dran am eigenen Leben, zu unlustig. Und wie so viele wollte auch ich mich zu Beginn der Coronapandemie in der Hoffnung wiegen, dass schon bald alles (wieder) gut wird. Und irgendwie kam dieser Punkt in den ersten eineinhalb Jahren so richtig nie: zunächst die ungreifbare Krankheit selbst, dann die Maßnahmen und schließlich all die Konflikte, die mit den Maßnahmen einhergingen, inklusive der psycho-sozialen Folgeerscheinungen, ganz zu schweigen von der selbstverständlichen Mehrfachbelastung von Familien und insbesondere der Frauen in den Familien. Der soziale Kitt wurde zum sozialen Druck und zur Überforderungsfalle für Frauen. Und genau hier setzt der Roman „Die Wut, die bleibt“ der 1983 in Hallein bei Salzburg geborenen Autorin Mareike Fallwickl an. Sie bringt es nüchtern auf den Punkt, wenn sie folgendes Gedankenexperiment schriftstellerisch umsetzt: was, wenn eine Frau und Mutter sich dieser Zumutung nicht mehr stellen will oder kann und einfach ernst macht? Wenn die dreifache Mutter Helene – so heißt sie im Roman – eines Tages unangekündigt vom gemeinsamen Abendessen aufsteht, …