Saftige Almwiesen und Wasserfälle in Kärnten, beeindruckende Radfahrerlebnisse in Graz und jede Menge wilder Überraschungen. Das war unser Sommer 2021. Klingt wie aus einem Werbeprospekt? War es irgendwie auch. Wenn wir mal die erste Woche gähnenden Dauerregens am Campingplatz außer Acht lassen. Dagegen hat uns nur ein Thermenbesuch und der gnadenlose Optimismus unserer Kinder gerettet. Und dann kam sie, die Sonne und mit ihr eine Reihe bezaubernder Ausflüge und Neuentdeckungen. In diesem Blog entführe ich euch ins Kärntner Maltatal, im folgenden dann nach Graz. Vielleicht wird beides auch zu eurer Obsession;-)
Wasserreiches Maltatal
Maltatal heißt vor allem „wasserreich“. Als Teil des Nationalparks Hohe Tauern gibt es mehrere beeindruckende und tosende Wasserfälle zu bestaunen. Etwa die Malteiner Wasserspiele oder die Gössfälle. Dank ausgebauter Wege und Plattformen kommt man nah ran und es lohnt sich selbst, wenn man mit kleineren Kindern nur einen kleinen Teil der angezeigten Route macht. Auch „spielend“ lässt sich der Wasserreichtum erleben. Am Fuße des Fallbachs befindet sich nämlich ein gegen Eintritt benutzbarer Spielplatz. Freude macht die Floßüberquerung, ein großer Sandspielplatz, verschiedene Klettermöglichkeiten und Wasserläufe zum Stauen. Alles sehr weitläufig und irgendwie spektakulär unspektakulär. Unsere beiden Kinder, 3 und 7, wollten jedenfalls gar nicht mehr nach Hause und wir eigentlich auch nicht. Achtung allerdings, der Wassererlebnispark Fallbach ist ziemlich sonnenausgesetzt. Wer mag, kann über einen extra Weg auch näher zum Fallbach hin und sich eine kleine Sprühregendusche gönnen.
Radeln und Kunst bewundern
An der Malta, dem Gebirgsfluß im gleichnamigen Tal, führt ein abwechslungsreicher und ruhiger Radweg entlang. Er verbindet das Künstlerstädtchen Gmünd am Talbeginn und die Mautstelle (zur Kölbreinsperre) am Talende. Auch nur einen Streckenabschnitt zu erradeln ist schön und ich möchte keinen Tipp abgeben, welcher Abschnitt nun der allerallerschönste ist. Auch kinderfreundliche Einkehrmöglichkeiten gibt es genug am Weg sowie ein Eselpark, auch dieser sympathisch unspektakulär (manchmal allerdings überraschend gut besucht).
Im Künstlerstädtchen Gmünd warten zahlreiche spannende Gratis-Galerien, eine hohe Dichte an guten Konditoreien (z.B. das Rudifera) und ein für Kinder und Erwachsene cooles Klangkunstmuseum, das Pankratium. Warst du schon mal in einer Geige innen drin oder hast einmal Wassertöne zum Schwingen gebracht? Unbedingt vorher reservieren, da das Museum nur in geführten Gruppen begehbar ist und, so möglich, den „Klanggarten“ dringend mitbuchen.
Die schöne Stelle
Wer es lieber chillig mag, hängt am besten einfach einen Halbtag an irgendeiner schönen Stelle an der Malta ab. Dort kann man die gute Gebirgsluft inhalieren und herrlich „runterkommen“. Der Kinderfantasie sind keine Grenzen gesetzt, sie können Steine sammeln oder Staudämme konstruieren. Was braucht es mehr? Es gibt übrigens – ohne Witz – sogar eine Stelle, die offiziell als „Naturschönheit“ geführt wird. Sie macht dem Namen alle Ehre. Wild lebende Pferde grasen dort in der Nähe. Einmal hatte ich eine eindrückliche Tête-à-tête-Begegnung. Eben noch den Kopf gebeugt, um einen „Pfitsch-Stein“ aus dem Wasser zu holen, blicke ich beim Hochkommen plötzlich in ein großes Pferdegesicht. Huch. Da haben wir aber beide geschaut…
Die Kölbreinsperre
Wer über die aussichtsreiche und kurvige Mautstraße mit zwei Ampelstopps hochkommt – bei mir klappte das diesmal, naja, halbgut –, wird mit einem Stauseepanorama erster Güte belohnt. Denn er oder sie befindet sich nun auf der Kölnbreinsperre, wo laut Auskunft Verbund die höchste Staumauer Österreichs verläuft. Das ist schon echt beeindruckend. Die Mauer kann man übrigens via Führung auch von innen besuchen, was dann vielleicht Sinn macht, wenn das Wetter sich mal wieder mal als „bockig“ erweist. Das ist „da oben“ nämlich durchaus gerne der Fall.
Nachdem ich beim Rauffahren zur Kölnbreinsperre eine ganze Kolonne bei der Ampel ausgebremst habe, weil ich das Auto nicht rechtzeitig zum Anfahren „bekam“, wurde ich von meiner Familie beim Runterfahren als Fahrerin abgewählt. Seitdem fragt mich mein Sohn bei jedem vorbeifahrenden Auto, ob es ausreichend PS hat, um auf die Kölnbreinsperre zu kommen. Tsss. Er schwankt derzeit zwischen Range Rover und Tesla ;-).
Wandern hochoben
Von der Kölbreinsperre, die auf 1933 m Seehöhe liegt, starten übriens viele Wanderwege, die meisten leider bedingt familienfreundlich, weil zu steil, zu gefährlich oder zu langer Marsch zum eigentlichen Ausgangspunkt. Dennoch haben wir heuer beim Reinwandern von der Kölbreinsperre zur Kattowitzerhütte unser persönliches Wanderhighlight erlebt. So ein cooler und spannender Weg über kleine Steige inmitten von Heidelbeersträuchern und Latschen sowie über große Gesteinsbrocken. Ausnahmelos alle waren motiviert und die Aussicht ein Traum. Es bedarf allerdings viel Wachsamkeit der Eltern und ist bestimmt nur für wandererprobte Familien geeignet.
Doch einfach nur den kurzen Weg zum Kölbreinstüberl rübergehen und dort inmitten der Bergkulisse im Wasser und an der Sandbank abzuhängen ist auch schon cool. Und am besten trotz möglicher langer Wartezeit bei Schönwetter einen hausgemachten Strudel im Stüberl bestellen. Aber auch am Maltaberg von der Leonhardhütte aus warten zig Wanderwege in herrlicher Kulisse und das definitiv familienfreundlich.
Die Sache mit den Geheimtipps
Warum kommen wir immer wieder ins Maltatal? Wildromantisch ist es „da drin“ und irgendwie auch „urtümlich“. Schon ein Tourismusgebiet, aber nicht total ausgeschlachtet. Mit den Geheimtipps ist es natürlich so eine Sache. Einerseits brennt man darauf, diese weiterzugeben. Geteiltes Glück, ist doppeltes Glück! Wenn andererseits alle die Geheimtipps „stürmen“, dann geht wiederum die Besonderheit des jeweiligen Ortes verloren. Hmmm. Keine Sorge. Meine Tipps funktionieren sowieso in gewisser Weise selbstregulierend. Das nicht immer freundlich gesinnte Wetter im Maltatal (eben, woher soll denn sonst das ganze Wasser herkommen?) und die „Dead-End-Tal-Situation“ ziehen schon mal eher die eingefleischten Naturromantiker*innen an. Oder Kletterer*innen. Und die sind wiederum nicht massentauglich. Das Maltatal gilt nämlich auch als Klettermekka, im Winter gehen da sogar welche wirklich gefrorene „Wasserfälle“ hoch. Krass, oder?